Prügelattacken: Debatte über Gewalt von Flüchtlingen

Eine Prügelattacke von jungen Asylbewerbern erschüttert Amberg - und zieht deutlich weitere Kreise. Der Bürgermeister ist entsetzt. Die AfD schaltet sich ein.
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Michael Cerny (CSU), Bürgermeister von Amberg. Foto: Daniel Karmann/Archiv
dpa Michael Cerny (CSU), Bürgermeister von Amberg. Foto: Daniel Karmann/Archiv

Amberg (dpa/lby) - Vier alkoholisierte Teenager haben in Amberg Passanten wahllos geschlagen und damit eine Debatte über Gewalt von Flüchtlingen ausgelöst. Auf einen Facebook-Eintrag zu dem Vorfall bekam Bürgermeister Michael Cerny (CSU) Reaktionen aus ganz Deutschland und dem Ausland. "Da melden sich Menschen aus Hamburg und Berlin, die alle plötzlich meinen, sie könnten die Situation in Amberg einschätzen", sagte der Rathauschef am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Viele der gut 40 000 Einwohner seien wie er wegen des Vorfalls entsetzt, verärgert oder schockiert. Die bayerische AfD forderte die unverzügliche Abschiebung der Beschuldigten.

Die Beschuldigten sind nach Angaben der Polizei Asylsuchende aus Afghanistan, Syrien und dem Iran. Sie hatten am Samstagabend am Bahnhof der Stadt und in der Altstadt unvermittelt Passanten attackiert. Zwölf Menschen im Alter von 16 bis 42 Jahren wurden verletzt, die meisten leicht. Ein 17-Jähriger musste allerdings wegen einer Kopfverletzung stationär ins Krankenhaus.

Bis Dienstag meldeten sich keine weiteren Opfer bei der Polizei. "Zwölf sind auch genug", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. Die Tatverdächtigen im Alter von 17 bis 19 Jahren sitzen in unterschiedlichen Gefängnissen in Untersuchungshaft - vor allem wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung.

Cerny hatte auf Facebook geschrieben: "Es darf natürlich nicht verallgemeinert werden, in der Gänze haben diese Idioten aber auch den friedlichen und engagierten Asylbewerbern einen Bärendienst erwiesen." Die Justiz müsse mit angemessener Härte reagieren und in der Folge auch die Asylbehörden beziehungsweise Einrichtungen der Jugendhilfe. "Wir brauchen solche Gewalt in Amberg nicht und wollen sie bei uns nicht sehen." Über den Jahreswechsel wurde der Beitrag Hunderte Male kommentiert - oft mit asylkritischen Stimmen.

Viele Reaktionen seien sehr "AfD-geprägt", sagte Cerny der dpa weiter. Manche werfen ihm demnach eine zu lasche Reaktion vor. In der Regel antworte er nicht darauf, sagte er. Kommentare mit Gewaltdrohungen lösche er. Als wichtiges Signal auch an die Bevölkerung bezeichnete der Bürgermeister die Verhaftung der Tatverdächtigen und dass diese nicht nach der Festnahme wieder auf freien Fuß kamen. "Das hat eine andere Dimension, als wenn einer einen über den Durst trinkt."

Die Vizevorsitzende der Bayern-AfD und Landtagsfraktionschefin Katrin Ebner-Steiner sagte, die Verdächtigen hätten jedes Recht auf Weiterführung ihrer Asylverfahren verspielt. "Die einheimische Bevölkerung muss vor solchen angeblich Schutzsuchenden selbst dringendst geschützt werden." Dass die Polizei nach eigenen Angaben mehr als zwei Stunden brauchte, um die Schläger festzunehmen, werfe die Frage auf, ob die Polizei in Amberg personell ausreichend ausgestattet sei. Kritik übte die Politikerin an Cernys Reaktion und bezeichnete die Äußerungen des Bürgermeisters als relativierend.

Ein derartiger Vorfall sei in Amberg die absolute Ausnahme, betonte Cerny. Zumal die Beschuldigten aus anderen Orten stammten. "Ich habe keine Erklärung dafür, warum die sich in der Stadt getroffen haben. Das ändert aber nichts daran, dass das ein absolutes No-Go ist." Ob für die Sicherheit in Amberg mehr getan werden kann oder muss, werde sich in den kommenden Wochen zeigen. Zunächst will Cerny mit der Polizei über die Ereignisse vom Wochenende sprechen.

Die Tat sei für die Integrationsarbeit wenig hilfreich. "Da leiden jetzt viele drunter", sagte Cerny etwa mit Blick auf Asylbewerber mit Lehrstellen. "Für die ist das auch fatal."

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