Prozess um Tod des Wepper-Doubles
MIESBACH - Der tödliche Unfall bei den Dreharbeiten für einen ZDF-Fernsehfilm hat seit Dienstag ein gerichtliches Nachspiel. Vor dem Amtsgericht Miesbach müssen sich drei Beteiligte wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung verantworten.
Die Hände hat sie wie zum Gebet gefaltet in den Schoß gelegt. Fassungslos verfolgt Alrun H. den Prozess um den Tod ihre Mannes Horst. Der 67-Jährige spielte als Double von TV-Star Elmar Wepper bei Dreharbeiten zu einem ZDF-Film mit. Dabei ertrank Horst H. im Oktober 2007 im Tegernsee. Ein Hubschrauberpilot und zwei Leute der Filmcrew müssen sich seit gestern vor dem Miesbacher Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten.
„Der Prozess ist eine Farce“, sagt Alrun H. „Mein Mann musste sterben, weil die Filmproduktion ein paar Euro sparen wollte.“ Horst H. sollte mit zwei weiteren Komparsen in einem Kanu über den Tegernsee paddeln. Ein Hubschrauber filmte die Szene aus der Luft. Dabei kenterte das Boot. Horst H. ertrank. Die beiden anderen Komparsen konnten gerettet werden.
Obwohl sich das Kanu 300 Meter vom Ufer entfernt befand und das Wasser nur 11,5 Grad hatte, trugen die Komparsen weder Schwimmwesten noch Neoprenanzüge. Das Kanu war zudem nicht mit einem Kenterschutz ausgerüstet. Weder ein Rettungsteam noch die Wasserwacht waren engagiert worden. „Die Szene sollte in Ufernähe und mit geringstem Aufwand abgedreht werden“, sagt Aufnahmeleiter Phillip A. Deshalb wurde auch die Wasserwacht nicht engagiert wie zwei Tage zuvor, als man mit den Stars drehte. Elmar Wepper und Wolfgang Fierek befanden sich dabei allerdings in nur hüfthohem Wasser. Sie sollten als Old Shatterhand und Winnetou verkleidet mit einem weiteren Schauspieler auf das Ufer zupaddeln und kurz davor kentern. Es standen zwei Männer der Wasserwacht mit einem Boot bereit. Kosten pro Stunde: 190 Euro.
Keiner der Angeklagten weiß eine Antwort
Bei der Arbeit mit den Komparsen zwei Tage später verzichtete man auf Sicherungsmaßnahmen. Wohl wegen der Kosten, wie der Vorsitzende Richter Walter Leitner sichtlich irritiert feststellt. Er will wissen, „warum das Kanu so weit rausfuhr“. Doch darauf kann keiner der Angeklagten eine Antwort geben. Unklar bleibt auch, warum der Helikopter mit dem Kamerateam so dicht an das Kanu heranflog. „Wir hatten extra ein Teleobjektiv bestellt, damit aus großer Distanz gedreht werden kann“, gab der mitangeklagte Produktionschef Thomas L. zu Protokoll.
Pilot Johann Sch. wies gestern alle Schuld von sich. Er habe das Unglück nicht verursacht und sich darauf verlassen, dass es ausreichende Sicherheitsvorkehrungen gegeben habe. Aufnahmeleiter Phillip A., der eigentlich selbst als Double im Kanu sitzen sollte, sagte aus, mit ihm sei nicht abgesprochen worden, dass der Dreh mitten auf dem See stattfinden soll. „Ich hätte mich doch nicht selbst in Gefahr gebracht“, sagte der Familienvater. Phillip A. war, als er das gekenterte Kanu sah, an die Unglücksstelle gerudert und hatte versucht die Insassen zu retten, doch für Horst H. kam jede Hilfe zu spät. Taucher bargen ihn Tage später aus 39 Metern Tiefe.
Heute wird der Prozess fortgesetzt. Wichtigster Zeuge ist dabei einer der beiden Komparsen, der den Unfall überlebt hat.
Ralph Hub
- Themen:
- Tegernsee
- Wasserwacht