Prozess um rätselhafte Todesfälle beginnt

Sie sollen hochbetagten Bewohnern die nötige medizinische Versorgung vorenthalten und sich verhalten haben wie «Herren über Leben und Tod». Jetzt müssen sich drei Mitarbeiter eines unterfränkischen Altenheims wegen Totschlags vor Gericht verantworten.
dpa |
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Die Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf spiegelt sich in einer überfluteten Wiese. Foto: David-Wolfgang Ebener/Archivbild
dpa Die Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf spiegelt sich in einer überfluteten Wiese. Foto: David-Wolfgang Ebener/Archivbild

Bamberg (dpa/lby) - Nach rätselhaften Todesfällen in der "Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf" beginnt heute vor dem Landgericht Bamberg der Prozess gegen drei Verdächtige. Der Heimleiterin, dem Pflegedienstleiter und einem Arzt wirft die Staatsanwaltschaft gemeinschaftlichen Totschlag durch Unterlassen in einem Fall und versuchten Totschlag durch Unterlassen in zwei Fällen vor.

In dem Altenheim im unterfränkischen Untermerzbach (Landkreis Haßberge) waren vor mehr als drei Jahren fünf Bewohner unter dubiosen Umständen gestorben. Seither ermittelte die Staatsanwaltschaft, ob der Grund dafür Misshandlungen oder eine schlechte Versorgung gewesen sein könnten.

Teils hochbetagten Bewohnern wurde nach Überzeugung der Anklagebehörde die erforderliche medizinische Versorgung vorenthalten. Auch seien sie nicht in ein Krankenhaus verlegt worden. Dies habe in einem Fall den Tod eines Heimbewohners und in zwei weiteren Fällen erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge gehabt. Die Angeklagten hätten sich wie "Herren über Leben und Tod" verhalten, teilte das Gericht vorab mit.

Dem ehemaligen Pflegedienstleiter wird auch vorsätzliche Körperverletzung zur Last gelegt. Einem Heimbewohner, der die Nachtruhe nicht einhielt, soll er mit den Worten "Halt die Fresse und schlaf!" einen Faustschlag ins Gesicht verpasst haben. Der für das Heim arbeitende Arzt soll falsche Todesbescheinigungen ausgestellt haben. Er wurde deshalb auch wegen Falschbeurkundung angeklagt.

Das Landratsamt Haßberge hatte wegen der Vorwürfe eine Schließung der Seniorenresidenz mit zuletzt etwa 65 Bewohnern angeordnet. Der Verwaltungsgerichtshof hob die Entscheidung jedoch auf und ließ einen Weiterbetrieb unter bestimmten Auflagen durch einen anderen Betreiber zu, wie ein Sprecher des Landgerichts auf Anfrage sagte.

Für den Prozess sind 28 Verhandlungstage angesetzt. 43 Zeugen und zwei rechtsmedizinische Sachverständige sollen gehört, das Urteil am 9. Januar gesprochen werden.

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