Prozess: Mutter berichtet von Schlägen
München (dpa/lby) - Im Prozess um ein verdurstetes jesidisches Mädchen hat die mutmaßliche Mutter des Kindes am Freitag von täglichen Schlägen ihrer Peiniger berichtet. "Ich war auch in Syrien - aber das Schlimmste habe ich in Falludscha erlebt", sagte sie. Sie habe mit ihrer Tochter als Sklavin bei einem IS-Pärchen in der irakischen Stadt gelebt, habe den Haushalt machen müssen und sei regelmäßig geschlagen worden, sagte die 47 Jahre alte Jesidin, die in dem Verfahren als Nebenklägerin auftritt, vor dem Oberlandesgericht (OLG) München. Auch ihre erst fünf Jahre alte Tochter habe regelmäßig Schläge bekommen und deswegen einmal vier Tage im Bett verbringen müssen, um sich davon zu erholen.
Einmal habe der Mann sie gezwungen, während eines Luftangriffs auf Falludscha auf das Hausdach zu klettern. "Ich habe große Angst gehabt." Die deutsche Ehefrau des Mannes habe bei seinen Taten zugesehen, ihn aber auch dazu angestachelt, beispielsweise wenn sie sich bei ihm darüber beschwerte, das fünf Jahre alte Mädchen sei zu laut und gehe unerlaubt in alle Zimmer des Hauses.
Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei der deutschen Ehefrau um die 28 Jahre alte Jennifer W. handelt, die dem Islamischen Staat (IS) im Irak angehören soll und wegen Mordes und Kriegsverbrechen vor Gericht steht. Sie soll dabei zugesehen haben wie das Mädchen qualvoll, angekettet in der Sonne, verdurstete. Die Nebenklägerin gilt als wichtigste Zeugin in dem Verfahren. Zu der schrecklichen Tat, wie sie in der Anklage formuliert ist, hatte sie das Gericht bis zum Freitagmittag allerdings noch nicht befragt.