Prozess in Nürnberg: Mord aus Eifersucht unter Taxlern

Nürnberg - Grundlose Eifersucht und daraus resultierende Wut spielten eine Rolle, vor allem aber seine verletzte männliche Ehre. Diese verhängnisvolle Mixtur machte Ibrahim D. (66), einen seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Türken, zum Doppelmörder. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg hat jetzt Anklage gegen ihn erhoben.
Frau arglos von hinten erschossen
Die Rekonstruktion des Verbrechens, das sich Ende November letzten Jahres im Nürnberger Stadtteil Gebersdorf zutrug, vermittelt das Bild einer Hinrichtung. "Die Staatsanwaltschaft geht davon aus", heißt es in einer gestern veröffentlichten Erklärung der Behörde, "dass der Angeschuldigte der arglosen Frau von hinten gezielt in den Kopf schoss".
Bei der "arglosen Frau" handelte es sich um Ayse D. (63), die Ehefrau des Todesschützen. Ihrem gewaltsamen Tod direkt vor der Haustür folgte unmittelbar darauf der nächste. Opfer wurde Kemal A. (62), ein gemeinsamer Freund des Ehepaares, das bereits seit mehreren Jahren getrennt lebte.
Mann erschießt Ehefrau und Kumpel
Er hatte Ibrahim D. mit seinem Taxi nach Gebersdorf gefahren und war auch an dem lautstarken Streit von seinem Fahrzeug und offenem Fenster aus beteiligt. Das bezahlte er mit seinem Leben. Sein langjähriger "Kumpel" erschoss ihn nach Angaben der Staatsanwaltschaft hinter dem Steuer seines Wagens.
Die haltlose Überzeugung von einem entehrenden Liebesverhältnis seiner (Noch-)Ehefrau mit dem gemeinsamen Freund brachten Ibrahim D. wohl zu dieser Tat. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zufolge selbst jahrelang eine intime Beziehung zu einer anderen Frau unterhielt.
Ehepaar war schon seit zwei Jahren getrennt
Zum Zeitpunkt der Bluttat lebte das Ehepaar bereits längere Zeit getrennt, zwei Jahre etwa. Geschäftlich war das für Ayse D. das geringere Problem. Sie war es, die ein erfolgreiches Taxiunternehmen betrieb, das auch unter ihrem Namen lief. Ihr Mann war nur gelegentlicher Fahrer. Wie es nach der Trennung weitergehen sollte, darüber kam es immer wieder zum Streit.
Mit verbalen Auseinandersetzungen wollte sich Ibrahim D. nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft nicht mehr zufrieden geben, als er am Vormittag des 21. November letzten Jahres zu Kemal A. ins Auto stieg. Auch Kemal A. war Taxifahrer.

War der Mord von langer Hand geplant?
Von ihm ließ sich Ibrahim D. zur Wohnung seiner Frau nach Gebersdorf bringen. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft war er in diesem Moment bereits entschlossen, seine Frau und seinen Freund umzubringen.
Die Umsetzung der finsteren Pläne begann, als er kurz vor der Ankunft in Gebersdorf seine Frau telefonisch bat, vors Haus zu kommen. Das Aufeinandertreffen entwickelte sich sofort zu einem lautstarken Streit, an dem alle drei beteiligt waren, wie die späteren Ermittlungen ergaben. Die Frau wollte sich dem Streit entziehen und zurück ins Haus gehen. "Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeschuldigte zu diesem Zeitpunkt eine Pistole aus dem Hosenbund zog und der arglosen Frau von hinten gezielt in den Kopf schoss", erklärte Behördensprecherin Antje Gabriels-Grosolke. Unmittelbar danach habe er dann den im Taxi sitzenden 62-jährigen Bekannten erschossen.
Ibrahim D. wurde sofort nach dem Verbrechen festgenommen, sitzt seitdem in U-Haft - und schweigt. Am Tatort hatte er gegenüber Zeugen den Mord noch eingeräumt. Die Staatsanwaltschaft hat für den Tatnachweis unter anderem 47 Zeugen und sechs Sachverständige benannt.