Prozess gegen die Horror-Mutter von Fürth
Das Kind war „regelrecht ausgetrocknet“: Sandra R. ließ ihren behinderten Sohn Sven (5) im Stich
NÜRNBERG Es ist ein trauriges Phänomen unserer Zeit: Verwahrloste Kinder, von ihren eigenen Eltern vernachlässigt, abgemagert, vereinsamt, abgestellt wie ein lästiger Gegenstand. Immer mehr grausame Geschichten allein gelassener Babys und Kleinkinder drangen in den letzten Monaten an die Öffentlichkeit. Besonders schockierend ist der Fall des fünfjährigen Sven aus Fürth. Seine Mutter muss sich jetzt vor dem Nürnberger Landgericht verantworten.
Sven ist von Geburt an geistig und körperlich schwer behindert. Er kann nicht sitzen, nicht stehen, sich nicht verständlich machen. Das Kind muss über eine Sonde ernährt werden. Im August letzten Jahres wäre Sven fast gestorben. Seine Mutter Sandra R. (29) – seit August in U-Haft – kümmerte sich über Wochen nicht mehr um den Kleinen, so die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth.
Die Behörde hat nun Anklage wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen, Verletzung der Fürsorgepflicht und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Auch der Freund der Frau, Marc P. (31), wird sich vor Gericht verantworten müssen. Beide sollen viel Zeit vor dem Computer verbracht haben. Sandra R. verlor sich regelmäßig im Rollenspiel „World of Warcraft“.
Sven war „regelrecht ausgetrocknet“, beschrieben Sanitäter seinen Zustand. Der Bub lag über Tage in den eigenen Exkrementen, war gezeichnet von „großflächigen Hautverätzungen“. Erst in letzter Minute hatte Sandra R. den Rettungsdienst gerufen.
Gegenüber der AZ hatte Lebensgefährte Marc P. die Situation weniger dramatisch dargestellt: „Sandra fiel nicht auf, dass die Sonde nicht mehr funktionierte. Als Durchfall dazu kam, alarmierte sie den Notarzt.“ Er selbst habe „wenig Berührungspunkte“ mit dem Kind gehabt. Sven stammt aus einer früheren Beziehung, Sandra war mit ihm erst kürzlich von Darmstadt nach Fürth gezogen. Steffen Windschall /Susanne Will
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