Protestzug vor Gefängnis
Der Familienvater sitzt wegen Falschaussage im Knast – Kollegen marschierten vor der JVA auf – jetzt Haftprüfung.
NÜRNBERG/LICHTENFELS Mit einem Protestzug demonstrierten gestern rund 60 Mitarbeiter der Möbelspedition Kraus & Pabst aus Lichtenfels (Oberfranken) vor der Justizvollzugsanstalt in Nürnberg gegen die Inhaftierung eines Kollegen. „Die Justiz ist hier einem Irrtum aufgesessen“, sagte der Betriebsrats-Chef Harald Kober. Speditions-Mitarbeiter Stephan S. (43) war bei einem Verkehrsprozess als Zeuge vernommen und wegen Falschaussage verhaftet worden.
Seine Kollegen demonstrierten dagegen mit Schildern mit der Aufschrift „Justizskandal“ und forderten die sofortige Freilassung ihres bislang unbescholtenen Betriebsrates.
Auslöser ist ein Unfall, bei dem ein Lkw der Spedition in Schwabach ein geparktes Auto gerammt haben soll und weiterfuhr. Schaden: 2500 Euro. Im Prozess gab Stephan S. vor vier Wochen an, dass auch er als Beifahrer nichts von einem Aufprall bemerkte. Als Lüge wertete dies die Staatsanwältin, um dem Fahrer den Führerscheinentzug (6 Monate plus 7 Punkte) zu ersparen.
„Bei der Justiz geht überhaupt nichts vorwärts“, klagte gestern seine Gattin Elke S., Mutter zweier Kinder. Sie durfte ihn nur einmal sehen. Die Haftprüfung steht erst am Donnerstag an. Als Verteidiger von Stephan S. hat sich Sewarion Kirkidatse (auch TV-Staatsanwalt) abgekündigt. „Eine Falschaussage ist keine Bagatelle“, sagte Justizsprecher Andreas Quentin. Die Strafe liege zwischen drei Monaten und fünf Jahren Haft.cis
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