Protest gegen Delfinhaltung: Tierrechtler wollen Boykott!
Nach AZ-Interview: Harsche Kritik am Artenschutz-Beauftragten von Fersen. Was halten Sie von der Lagune? Stimmen Sie ab!
NÜRNBERG Lorenzo von Fersen (51), Artenschutzbeauftragter im Nürnberger Tiergarten, hat Recht behalten: Die Haltung von Delfinen in Tiergärten polarisiert. Auch darüber sprach er im AZ-Interview „Treffpunkt Grand Hotel“. Seitdem hagelt es Kritik – online und per Post. Die Unversöhnlichkeit der beiden Lager – hier die Delfinhaltungs-Befürworter, dort Tierrechtler, die am liebsten alle Delfinarien schließen möchten – bestätigt sich.
Nicht alle polemisieren in ihrer Kritik. Sachlich geht Karsten Brensing von der Gesellschaft zum Schutz der Wale und Delfine auf von Fersens Aussagen hinsichtlich der Jungtiersterblichkeit und der Mobilität der Großen Tümmler ein. Andere wiederum drohen wegen der geplanten Delfin-Lagune mit einem Tiergarten-Boykott.
Von Fersen "bedauert", sollte er einigen Menschen zu nahe getreten sein
„Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe“, so von Fersen. „Doch ich vermisse die Verhältnismäßigkeit: In Deutschland werden in den Zoos 17 Delfine gehalten, sieben in Nürnberg, davon sind drei Wildfänge, alle über 20 Jahre alt. Doch es sterben pro Jahr 300.000 Tiere in Fischernetzen. Da frage ich mich, wie wenig hier unternommen wird, um das zu verhindern.“
Von Fersen, der sich mit seiner Organisation „Yaqu Pacha“ vor Ort einsetzt, um wasserlebende Säugetiere zu schützen, hat es ausgerechnet: „Während des einstündigen Interviews verendeten weltweit 34 Delfine. Es wurde also zwei Mal die Gesamtpopulation in Deutschland getötet. Insgesamt leben in Europa etwa 230 Großer Tümmler in Menschenobhut – diese Zahl verendet weltweit an einem halben Tag.“
Immer wieder ist in den Kommentaren zu lesen, dass Besucher nun den Tiergarten boykottieren wollen – Grund ist die Lagune. „Das verstehe ich nicht, denn mit der Lagune verbessern wir die Situation der Tiere, die wir kaum wieder in die Freiheit entlassen können.“
Von Fersen "bedauert", sollte er einigen Menschen zu nahe getreten sein – etwa als er Tierrechtler mit islamischen Fundamentalisten im Scherz verglich. „Ich meinte die Menschen, die nur Schwarz oder Weiß sehen, die mich aufs Übelste beschimpfen.“ Von Fersen ist ein wenig ratlos. „Seit ich mit Delfinen zu tun habe, erlebe immer wieder diese Problematik, es wird nicht sachlich diskutiert – doch das hilft niemandem. Weder Mensch noch Tier.“ sw
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