Prost! Münchner Bier erobert Nürnbergs schönsten Platz
Augustiner-Brauerei hat am Tiergärtnertorplatz zwei Lokale gekauft.
NÜRNBERG Die Münchner Augustiner-Brauerei bläst zum Angriff auf die fränkische Biertradition. Am Tiergärtnertor, einem der schönsten Plätze der Altstadt, haben sich die Brauer aus der Landeshauptstadt gleich zwei Lokale unter den Nagel gerissen.
Im urigen Gasthaus „Zur Schranke“, das jeder Einheimische nur unter den Namen „Schlenkerla“ kennt, ist der Wechsel bereits vollzogen. „Eigentlich bleibt alles beim Alten. Die Speisekarte bleibt so wie sie ist, das Schlenkerla-Rauchbier wird weiter ausgeschenkt“, versichert Franz Gerber, seit Jahrzehnten dort dienender Wirt.
Eine entscheidende Kleinigkeit ist aber anders: Einheimisches Tucher-Bier ist von der Karte verschwunden, ausgeschenkt wird jetzt Gerstensaft von Augustiner.
Nur einen Steinwurf entfernt vom „Schlenkerla“, in dem schon Nürnbergs berühmtester Sohn Albrecht Dürer vor 500 Jahren höchstpersönlich gezecht haben soll, befindet sich die nach ihm benannte Gaststätte „Zum Albrecht Dürer Haus“. Das Lokal in der exponierten Altstadtlage, wo alljährlich Abertausende von Touristen vorbeiziehen, steht seit eineinhalb Jahren leer. Doch mit dem Dornröschenschlaf soll es nunmehr bald vorbei sein.
Die oberbayerische Augustiner-Brauerei, die in eigener Sache schon immer auf jegliche Art von Werbnung verzichtet, will sich zu ihrer geschäftlichen Ausbreitung im Herzen Frankens nicht äußern. Dabei hat sich in der Nürnberger Wirte-Szene längst herumgesprochen, dass das Münchner Unternehmen einige Hundertausend Euro in die Hand nehmen will, um „Albrecht Dürers“ doch schon marodes Innenleben modernen gastronomischen Bedingungen anzupassen. Spätestens im Sommer nächsten Jahres sollen die ersten Gäste bei der Wiedereröffnung der Gaststätte Bier aus dem Hause „Augustiner“ schlürfen.