Projekt auf Eis: Was wird jetzt aus dem BA-Hotel?

Die Branche ist ins Stottern geraten. Der wbg sprangen Investor und Betreiber ab.
NÜRNBERG Die Finanzkrise wirbelt auch Nürnbergs Hotel-Branche gehörig durcheinander. Investoren springen ab, Projekte werden auf Eis gelegt, bereits fertige Konzepte über den Haufen geworfen.
Ganz kleinlaut gibt sich die Hotel-Kette „Park Plaza“. Sie wollte das leer stehende „Bavarian American Hotel“ (BA-Hotel) gegenüber dem Hauptbahnhof in eine Vier-Sterne-Luxusherberge (170 Zimmer) verwandeln. Im Herbst sollte es eröffnet werden. Doch das ist Schnee von gestern. „Momentan wissen wir nicht, wann das Projekt realisiert werden kann“, erklärte eine Unternehmens-Sprecherin.
Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Millionen teueren Umbaus gab es von Anfang an. Die Unternehmensgruppe „Le Meridien“, zu der das direkt angrenzende „Grand Hotel“ gehört, hatte ebenfalls ein Auge auf die unter Denkmalschutz stehende Immobilie geworfen, dann aber wegen der hohen Investitionskosten abgewunken.
Einen empfindlichen Dämpfer musste auch die unter der Regie der Stadt stehende Wohnungsbau-Gesellschaft (wbg) einstecken. Sie plant ein 250-Betten-Haus in Messenähe. Jetzt erklärte wbg-Sprecher Dieter Barth: „Sowohl der Investor als auch der Betreiber sind abgesprungen.“ Trotzdem geht man bei der wbg noch von einer Realisierung aus. Barth: „Wir verhandeln bereits mit anderen Interessenten.“ Der geplante Eröffnungstermin im Jahr 2010 ist aber nicht haltbar.
"Die Planungen laufen ohne Abstriche weiter"
Nürnbergs Immobilien-Tycoon Gerd Schmelzer dürfte diese Entwicklung nicht ganz ungelegen kommen. Er hat vor, die beiden Grundig-Türme an der Beuthener Straße, ebenfalls messenah gelegen, in ein Super-Hotel mit 400 Zimmern umzufunktionieren. Daran hat sich nichts geändert. Schmelzer: „Die Planungen, die ohnehin nicht kurzfristig angelegt sind, laufen ohne Abstriche weiter.“
Völlig unbeeindruckt von der Wirtschaftskrise und den schwer berechenbaren Aussichten ist allerdings auch er nicht. Das zeigt sich am Augustinerhof, den Schmelzer neben Büro- und Wohneinheiten auch mit einem Hotel bestücken will. „Wir überlegen uns derzeit nur, ob wir die Größe des Hotels von 180 auf etwa 100 Zimmer reduzieren“, erklärte er.
Der Hotel- und Gaststättenverband vertritt schon längere Zeit die Ansicht, dass Nürnberg keine nennenswerte Kapazitätserweiterung in der Hotelbranche braucht. Die aktuelle Entwicklung beim Tourismus scheint diese Sorge zu bestätigen. In diesem Jahr ging die Zahl der Gäste um sechs Prozent zurück.
Helmut Reister