Projekt: Arme Kinder lernen schwimmen

Die Stadt Nürnberg will so sozial schwache Familien fördern. Der Zuspruch ist enorm.
NÜRNBERG Jeden Dienstag um 10 Uhr kommt eine kleine Gruppe von Jungs und Mädchen aus der Kindertagesstätte Siegfriedstraße mit ihren Erzieherinnen ins neue Südstadtbad, um schwimmen zu lernen. Es sind Nürnbergs ärmste Kinder, die hier für einen Augenblick vom tristen Alltag abgelenkt werden...
Dass diese Kinder aus sozial schwachen Familien überhaupt die Chance haben, an einem solchen Kurs teilzunehmen, verdanken sie einem neuen Projekt der Stadt Nürnberg. Ziel: Jedes Kind soll schwimmen lernen. Es ist Teil des kommunalen Aktionsprogramms gegen Kinderarmut.
Alarmierend: In Nürnberg ist jedes dritte Kind von Armut bedroht, jedes Vierte lebt von Sozialleistungen (AZ berichtete). Für die Eltern dieser Kinder sei es ein großes Problem, dem Nachwuchs Sport- und Freizeitmöglichkeiten zu bieten, so Ingeborg Brandl-Herrmann vom Amt für Kinder, Jugendliche und Familie.
Der Zuspruch unter den betroffenen Familien ist seit Beginn der Aktion im September 2009 enorm. Die Wartelisten für die nächsten Kursblöcke sind bereits lang. Denn gerade das Schwimmen ist wichtig für eine gesunde Entwicklung der sonst eher benachtiligten Kinder: „Sie sind dadurch konzentrierter und ausgeglichener“, sagt Brandl-Herrmann weiter.
Nicht zu unterschätzen sei auch die Sicherheit und das Dazugehörigkeitsgefühl, die die Kinder durch Erfolgserlebnisse in den Kursen gewinnen. „Am Ende des Kurses das Seepferdchen zu bekommen, ist für die Kleinen hochmotivierend. Viele von ihnen hatten vorher noch nie ein Schwimmbad von innen gesehen!“ Nebeneffekt: Durch die Kurse bekommen auch viele Eltern Lust, mit ihren Kindern wieder etwas zu unternehmen.
Finanziert wird das Projekt über Spendengelder und Sponsoren. Eltern mit einem NürnbergPass zahlen dadurch nur zwanzig statt der regulären siebzig Euro. Ab April finden die Schwimmkurse zusätzlich zum Südstadtbad auch in Langwasser und im Nordostbad statt. mp