Prognose: Immer mehr Schüler, immer mehr Lehrer
München (dpa/lby) - In den Grundschulen im Freistaat könnte es in den kommenden Jahren wieder deutlich voller werden. Aktuell rechnet das Kultusministerium damit, dass sich die Zahl der Grundschüler bis 2023 um 45 000 erhöht. Laut Kultusministerium müssten rechnerisch bis zu 4000 zusätzliche Lehrer an Grund-, Mittel- und Förderschulen eingestellt werden. "Es bleibt eine Herausforderung, die Unterrichtsversorgung sicherzustellen", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München.
Die Prognose deckt sich mit einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung. Demnach fehlen bis zum Jahr 2025 bundesweit mindestens 26 300 Grundschullehrer - das sind 11 000 mehr als bisher von der Kultusministerkonferenz prognostiziert.
Piazolo machte deutlich, dass Bayern darauf vorbereitet sei. Einen Lehrermangel sieht er nicht. Schon jetzt ergreife das Kultusministerium Maßnahmen, damit auch in den kommenden Jahren der Unterricht regulär stattfinden kann. Dabei setzt Piazolo besonders auf die sogenannte Zweitqualifizierung. Schon jetzt hätten sich 1400 Realschul- und Gymnasiallehrer, die keine Stelle bekommen haben, für den Unterricht an Grund- und Mittelschulen weiterbilden lassen. 1200 seien gerade dabei. Zusätzlich werde die Zahl der Studienplätze erhöht und bei Grundschullehrern für eine Aufstockung der Arbeitszeit geworben. Im Koalitionsvertrag hatten sich CSU und Freie Wähler darauf geeinigt, bis 2023 rund 5000 zusätzliche Lehrerstellen zu schaffen.
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) rechnet trotzdem damit, dass sich der Personalmangel weiter verschärfen wird. "Die Lehrerversorgung ist absolut auf Kante genäht", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann der Deutschen Presse-Agentur. Schon jetzt müssten Schulleiter an allen Ecken Personal einsparen. Am Ende leider darunter besonders die Bildungsqualität.
Bei der Digitalisierung setzt Piazolo zum Beginn des Schuljahres 2019/2020 einen neuen Akzent: Bei aller Diskussion um die Technik habe die Pädagogik immer Vorrang. "Wenn der Unterricht nicht besser wird, haben wir was falsch gemacht." Bis 2024 steht rund eine Milliarde Euro zur Verfügung, um die Schulen in Bayern digital fit zu machen. Neben der Technik soll ein Teil des Geldes in Fortbildung investiert werden. So können die Lehrer ab sofort von daheim aus an verschiedenen Online-Kursen teilnehmen. Zusätzlich gebe es in Bayern ein neues Beraternetzwerk, das Schulen, Kommunen und Eltern unterstützt.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zum Schulstart für mehr Sicherheit auf den Schulwegen geworben. Er appellierte an die Eltern der rund 1,6 Millionen Schüler in Bayern, sich als Schulweghelfer zu engagieren. Seit 2015 ist die Zahl der Helfer - mit Schwankungen - um etwa acht Prozent auf 28 200 gesunken.
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