Professor schreibt wütenden Brief an Nürnbergs Polizei-Chef
U-Bahn-Prügelei: Der „Ärzte für Frieden“-Aktivist ist „entsetzt und verwundert“, dass die Polizei brisante Infos über Neonazi Peter R. so lange zurück hielt
NÜRNBERG/FÜRTH Am Samstag ist nahezu jeder verfügbare Polizist auf der Straße: Der Club spielt vor ausverkauftem Haus um alles. Und zwei Demos gegen Rechts in Fürth und Nürnberg müssen begleitet werden. Grund der Demonstrationen ist der brutale Überfall eines Fürther Neonazis auf einen Nürnberger (17). Bei den Demonstranten steht die Polizei in der Kritik. Jetzt schrieb der Nürnberger Professor Hannes Wandt Polizeipräsident Gerhard Hauptmannl in seinem Amt als Chef der „Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung“ einen bitteren, offenen Brief.
Auch er kritisiert die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei im Hinblick auf den Überfall in der U-Bahn am Plärrer am 28. April. Wandt ärgert sich, dass am 1. Mai „die Polizei den DGB-Vorsitzenden (Stephan Doll) und den OB (Ulrich Maly) auf der Kundgebung offensichtlich vorsätzlich und falsch informiert hat“.
"Es kann nicht die Aufgabe der Polizei sein, zu entscheiden, was der demokratischen Öffentlichkeit mitgeteilt wird und was nicht"
Er prangert an, dass der Täter bereits am 29. April identifiziert wurde, jedoch erst am 1. Mai zu spät bekanntgegeben wurde, dass der Täter aus der Neonazi-Szene stammt. Weiter: „Wir sind entsetzt darüber, dass die Polizei ihr Wissen mindestens zwei Tage der Öffentlichkeit vorenthalten hat. Es kann nicht die Aufgabe der Polizei sein, zu entscheiden, was der demokratischen Öffentlichkeit mitgeteilt wird und was nicht, sofern die Ermittlungen hierdurch nicht behindert werden.“
Die Polizei war am Freitag zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. Demo-Daten: Fürth, 11 Uhr, Obstmarkt; Nürnberg Demo-Zug ab Aufseßplatz (14 Uhr) bis Polizeipräsidium. sw
- Themen:
- Polizei
- Ulrich Maly