Professor Heribert Schunkert im Interview: Was Stress mit dem Herzen macht
München - Nach außen will er sich stark zeigen, gibt sich optimistisch, lobt das erste Sondierungstreffen um Jamaika. Innerlich jedoch dürfte es bei CSU-Chef Horst Seehofer anders aussehen. Zu viel zerrt derzeit an seinen Nerven: In einer aktuellen GMS-Umfrage im Auftrag von Sat.1 Bayern zur Landtagswahl im Herbst 2018 verliert die CSU ihre absolute Mehrheit. Nur noch 41 Prozent der Befragten würden für die Partei stimmen, wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl wäre (SPD 15 Prozent, AfD 13 Prozent, Grüne elf Prozent und FDP sieben Prozent).
60 Prozent der Befragten gehen außerdem davon aus, dass die CSU ihre absolute Mehrheit nicht verteidigen kann. Auch für den Parteichef selbst sieht es nicht gut aus: 60 Prozent gaben an, dass sich Seehofer von einem seiner Spitzenämter trennen sollte.
Zwar sehen ihn mit Blick auf die Landtagswahl immer noch 42 Prozent als den aussichtsreichsten CSU-Kandidaten – Rivale Markus Söder ist ihm mit 35 Prozent aber auf den Fersen. Gelingt es Seehofer, die CSU aus ihrer Krise herauszuholen? Die kräftezehrenden Sondierungsgespräche um eine Jamaika-Koalition und die Personaldebatte summieren sich zu einer großen Belastung.
Professor Heribert Schunkert, Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München, erklärt, warum Stress für das Herz gefährlich sein kann und wie er sich auswirkt.
AZ: Herr Professor Schunkert, wie wirkt sich Stress auf das Herz aus?
HERIBERT SCHUNKERT: Es gibt den positiven Stress und den negativen Stress. Der negative ist in der Tat für die Gesundheit nicht zuträglich, weil er zu einer ständigen Erhöhung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin im Blut führt. Wenn die Stresshormone chronisch und unnötigerweise aktiviert sind, führt dies zu einem beschleunigten Verschleiß der inneren Organe.
Was passiert, wenn man dauerhaft Stress hat?
Bei dauerhaftem Stress treten meist eine schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht hinzu. Diese Faktoren ziehen das Herz dann langfristig in Mitleidenschaft.
Gibt es ein Alter, ab dem das Risiko für Herzerkrankungen generell steigt?
Viele Herzerkrankungen sind Erkrankungen der zweiten Lebenshälfte. Durch die Summation von Risikofaktoren über die Zeit kommt es zu Schädigungen. Und je länger die Einwirkung ist, desto eher tritt eine Herzerkrankung auf.
Wenn man bereits an einer Herzerkrankung leidet oder litt, was kann man tun, um langfristig gesund zu bleiben?
Langfristig Risikofaktoren ausschalten. Das ist doppelt wichtig, wenn bereits eine Herzerkrankung aufgetreten ist.
Auch Stress reduzieren?
Ja. Insbesondere den Stress, der bildlich gesprochen an beiden Armen gleichzeitig zerrt. Wenn man dem ausweichen kann, ist viel gewonnen. Nur im Sessel sitzen bringt allerdings auch nichts. Vielmehr sollte man seinen Tag so gestalten, dass man Aufgaben bequem erledigen kann und noch Zeit für ausgleichende Bewegung findet.
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