Problemfall Kurzzeit-Zivi

Sechs Monate Dienst sind zu kurz: Die Diakonie hofft, dass viele junge Nürnberger freiwillig verlängern
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Sechs Monate Dienst sind zu kurz: Die Diakonie hofft, dass viele junge Nürnberger freiwillig verlängern

NÜRNBERG Hoher Aufwand für wenig Zeit: Die Verkürzung des Zivildienstes von neun auf sechs Monate, die nach dem Regierungsbeschluss vom Mittwoch nun ab dem 1. Juli gilt, ruft bei der Nürnberger Diakonie keine Begeisterung hervor. Noch habe man zwar keinen Bewerbermangel – dank des doppelten Abitur-Jahrgangs kommen wohl auch 2011 in Bayern genügend Zivis –, doch in den Folgejahren könnte es eng werden.

Besonders kritisieren die Einrichtungen ein Grundsatz-Problem: Zieht man Einarbeitungszeit, Lehrgänge und Urlaub ab, sind die Zivis nach dem neuen Modell faktisch nur vier Monate einsetzbar.

„Aber es dauert oft ein Vierteljahr, bis die jungen Männer Fuß gefasst haben“, weiß Holger Kalippke, Referent für Freiwilligendienste bei der Nürnberger Diakonie. Letztere bietet allein im Raum Nürnberg, Fürth, Erlangen 180 Zivi-Stellen an – davon 63 Prozent im Bereich Pflege und Betreuung. Bundesweit sind etwa 90.000 Wehrdienstverweigerer bei sozialen Einrichtungen tätig.

Eine „Belastung“ seien häufige Betreuerwechsel auch für die Pflegebedürftigen. „Gerade Senioren und behinderte Menschen müssen sich erst langsam an ihre Betreuer gewöhnen“, so Kalippke. Sechs Monate seien daher schlicht zu kurz. Daher werde die Nürnberger Diakonie künftig weniger Pflegestellen für Kurzzeit-Zivis anbieten und stattdessen mehr auf das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) setzen.

„Seit 2002 können sich Wehrdienstverweigerer das FSJ als Zivildienst anrechnen lassen“, erklärt Kalippke. Er schätzt, dass wegen der Zivildienstverkürzung die Zahl der FSJ-Einsatzstellen der Diakonie bis Ende 2010 von 112 auf 150 steigen wird.

Aber bislang nutzen nur wenige Männer die „sinnvolle Zivildienst-Alternative“ – 87 Prozent der FSJ-ler sind Frauen. Dabei sei die Bezahlung laut Diakonie fast gleich. Der entscheidende Unterschied: Beim FSJ legt man sich von Anfang an auf zwölf statt sechs Monate fest.

Nun hofft die Diakonie darauf, dass viele Zivis freiwillig ihren Dienst verlängern. scs

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