Probelauf der Rohdiamanten

Die Jung-Profis Mendler, Plattenhardt und Chandler sind das Club-Kapital der Zukunft und haben sich ihren Platz bei Trainer Hecking erobert
von  Abendzeitung
Beförderung: Die Jung-Profis Michael Mendler, Timothy Chandler und Marvin Plattenhardt (v.l.) sind nicht nur im Trainingslager in Belek fester Bestandteil des Club-Kaders.
Beförderung: Die Jung-Profis Michael Mendler, Timothy Chandler und Marvin Plattenhardt (v.l.) sind nicht nur im Trainingslager in Belek fester Bestandteil des Club-Kaders. © Wolfgang Zink

Die Jung-Profis Mendler, Plattenhardt und Chandler sind das Club-Kapital der Zukunft und haben sich ihren Platz bei Trainer Hecking erobert

BELEK Sie sind das Club-Kapital der Zukunft. Und Trainer Dieter Hecking schätzt die Nürnberger Rohdiamanten Timothy Chandler (20), Marvin Plattenhardt und Markus Mendler (beide 18) sehr.

Deshalb ist das Trio im Trainingslager der Profis in Belek dabei. Und der Beleg, dass die millionenschweren Investitionen in das FCN-NachwuchsLeistungsZentrum (NLZ) Früchte tragen. „Es ist doch toll, wenn die Dinge, für die wir seit 2004 fünf bis sechs Millionen Euro investiert haben,  so aufgehen“, sagt Manager Martin Bader. Wie schon bei Mike Frantz, Dominic Maroh und Philipp Wollscheid, alle einst für die Profi-Reserve verpflichtet. Sie haben sich ihren Platz bei Hecking erobert.

Junge Profis aus Schweden "hätten wir jede Saison einen holen können"

Dabei passt es Bader ins Konzept, dass die zweite Mannschaft „nur“ Regionalliga spielt. Primär geht es ihm und NLZ-Chef Rainer Zietsch „nicht darum, dass wir aufsteigen“. Dies würde die Kosten nur in gewaltige Höhen treiben. Denn die Profi-Reserven erhalten kein TV-Geld (rund 700 000 Euro gibt es in Liga drei), dürfen nur drei Spieler über 23 Jahre einsetzen.

„Unsere Jungs sollen lieber die Derbys in der Regionalliga und Duelle gegen meist Gleichaltrige für ihre Entwicklung nutzen“, sagt Bader. Wobei der Feinschliff schon in den Bundesliga-Teams der A- und B-Junioren einsetzt. „Dort können wir die Jungs sportlich wie charakterlich einschätzen und sie zeigen eine ganz andere Identifikation mit dem Club“, weiß Bader. Anders als „25-jährige Profis aus Schweden oder Dänemark, von denen wir jede Saison einen hätten holen können, würden wir nicht so viel in unsere Nachwuchsarbeit investieren“.

Linksverteidiger Plattenhardt, 2009 Europameister mit der deutschen U 17, hat bereits 181 Spielminuten bei den Profis hinter sich. Aufgrund der Vier-Spiele-Sperre von Platzhirsch Javier Pinola. „Ich bin froh, dass ich reinschnuppern durfte“, erklärt Marvin. Der angehende Sport- und Fitness-Kaufmann mit Dauerstelle im NLZ gibt sich aber keinen Illusionen hin, dass er Pinola so einfach verdrängen wird. „Ich bin jung, muss noch viel lernen, stehe am Anfang meiner Karriere - wenn es denn eine wird“, gibt sich der vor zweieinhalb Jahren vom SSV Reutlingen geholte „Platte“ bescheiden.

"Da bin ich von den alten Hasen ganz schön belächelt worden"

Mendler kam im selben Jahr vom FC Memmingen. Stärken des rechts wie links einsetzbaren Flügelflitzers: pfeilschnell, stark im Dribbling, links mit einem wahnsinnigen „Bumms“ im Fuß – und bereits ein echtes Schlitzohr. Bei seinem Debüt, dem ersten von zwei Kurzeinsätzen, wollte er auf St. Pauli beim Stand von 2:3 einen Elfer schinden. Schiri Peter Gagelmann „belohnte“ dies mit Gelb. „Da bin ich von den alten Hasen ganz schön belächelt worden“, grinst Markus verschmitzt. „Aber ich fand die paar Minuten trotzdem richtig geil.“ Sein Problem: Bei seiner Lehre zum Bürokaufmann ist Blockunterricht angesagt. Hecking fahndet „nach einer Lösung, damit Markus regelmäßig bei mir trainieren kann“.

Die körperlichen Strapazen eines Trainingslagers bei den Profis lassen Mendler, „Platte“ und Chandler erahnen, wie hart der Weg zum Berufs-Kicker ist. „Ich will mir möglichst viel von den älteren abgucken“, sagt der Hobby-Thai-Boxer mit einer Passion für „Action- und Kampffilme“.

Im Sommer war der Rechtsverteidiger von Eintracht Frankfurt gekommen, wo Chandler nach Bänderriss im Knöchel und einer Schambeinentzündung „keine Perspektive mehr sah. Umso mehr freue ich mich, dass ich hier bei den Profis dabei sein darf“.

Das Trio geht schon als Vorbild für die nächsten Talente durch. Mit Manuel Bühler (SSV Reutlingen), sowie den waschechten Nürnbergern Jann George (SG 1883) und Julian Wiessmeier (SV 1873 Süd) stehen drei 18-Jährige auf dem Sprung, sich über Regionalliga und A-Junioren einen Platz bei Hecking zu erobern. Stichwort Kapitalerhöhung – für den Club.

Mehr über das Club-Trainingslager in Belek und einen Wechsel von Wolfsburgs Nassim Ben Khalifa lesen Sie in der Wochenend-Ausgabe Ihrer Abendzeitung.

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