Priester (37) wird Papa – und gefeuert!
Weil sich Michael Sell offen zu seiner Familie bekennt, hat ihn der Bischof suspendiert
WÜRZBURG/HAMMELBURG „Ein Kind braucht seinen Vater und ich werde meinen Sohn nicht sein Leben lang verleugnen“, schreibt Michael Sell in einem bewegenden Brief an seine Kirchengemeinde in Hammelburg. Acht Jahre war er dort Priester. Weil sich der 37-Jährige jetzt offen zu seiner Familie bekannt hat, wurde er vom Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann umgehend suspendiert.
„Ich war und bin gerne Priester und ich war gerne Pfarrer“, sagt Michael Sell. Aber die Liebe zu einer Frau, einer Hauptschullehrerin aus Oberbayern, brachte den tief religiösen 37-Jährigen in schlimme Gewissensnöte und auch in Konflikt mit der Amtskirche. Kurz bevor er sich dem Bischof in Würzburger anvertrauen konnte, schrieben konservative Gläubige eine E-Mail und denunzierten ihn.
Lange schon war in Hammelburg über den Pfarrer und die Frau an dessen Seite getuschelt worden. Sie kam zu seinen Gottesdiensten und begleitete ihn auch bei privaten Terminen. „Unser Gott ist die Liebe und zu dieser Liebe möchte ich jetzt stehen“, bekennt Michael Sell freimütig. „Es kann so falsch nicht sein, einen Menschen zu lieben.“
Die Kirche und der Zölibat habe ihm keine Wahl gelassen: „Ich kann die Aufgaben des Priesters und des Vaters nicht parallel ausführen.“
Die Diözese will Sell beim beruflichen Neubeginn finanziell unter die Arme greifen und auch die Rentenversicherungsbeiträge nachzahlen. Der Priester wird Hammelburg verlassen und nach Oberbayern ziehen, zu seiner Familie. Sell: „Die Schwangerschaft war für Andrea und mich ein Gottesurteil, die Geburt unseres Sohnes empfinden wir als Urwunder.“Ralph Hub
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