"Preise wie bei Spielertransfers": Was Manuel Neuers Forsthaus Valepp jetzt ändert

Schliersee - Wenn eine bayerische Berühmtheit wie Fußballstar Manuel Neuer ein Lokal miteröffnet, ist klar: Das wird doppelt mit Spannung verfolgt. Beim Forsthaus Valepp in der Gemeinde Schliersee, das er mit Johannes Rabl aufwendig saniert hat, ist genau das eingetreten.
Zweimal hingeschaut hat so mancher Gast allerdings bei den Preisen.
Bei den Google-Rezensionen häufen sich Kommentare in folgende Richtung: "Einfach überteuerte Preise. Nur was für Reiche und Münchner Schickeria." Oder: "Man will wohl keine sogenannten Normalos haben."
"Leider enttäuscht"
Ein weiterer Nutzer schreibt: "Leider enttäuscht" sei er vom Preis-Leistungs-Verhältnis: 30€ fürs Schnitzel und die Halbe fast 6€." Noch ein Kommentator schlägt gar einen Ortswechsel vor: "Wenn man sich die Preise auf der Speisekarte für Essen und Getränke ansieht, sollte das Gasthaus eher in Dubai stehen."
Und auch ein Seitenhieb auf Neuers Beruf findet sich: "Preise wie bei Spielertransfers."
Was bringen solche Bewertungen? Tatsächlich reagiert das Team vom Forsthaus Valepp - erst mit einer längeren Nachricht unter einer Google-Rezension und dann mit einer Überraschung bei den Preisen.

Das Forsthaus Valepp bezieht Stellung
In der Nachricht unter einem Kommentar wird zunächst ausgeführt, wie es zu den ursprünglichen Preisen für Essen und Getränke kommt: "Wir nehmen Ihre gut gemeinten Anmerkungen sehr ernst, möchten Sie aber auch darauf hinweisen, dass das Forsthaus - 16 Kilometer entfernt von der nächsten Ortschaft mitten in den Bergen gelegen - mit einem normalen Gasthof nicht vergleichbar ist."
Dies liege "nicht nur an den hohen Kosten für eine denkmalgerechte Sanierung weitab jeglicher Infrastruktur, sondern vor allem auch daran, dass es in dieser abgelegenen Lage weder nutzbare Stromversorgung, Wasser- und Abwasserleitungen noch Telefon- oder Internetanschluss für einen geregelten Gastronomiebetrieb gab".

Ebenso führt das Forsthaus Valepp einen weiteren Grund auf: "Darüber hinaus haben wir uns verpflichtet, im Sinne der Natur den Gasthof über den Winter zu schließen, also nur acht Monate im Jahr Gäste bei uns zu begrüßen, um einen so kleinen ökologischen Fußabdruck wie möglich in unserer Umgebung zu hinterlassen."
Aus dieser Rechnung ergibt sich für die Betreiber: "Dies alles zusammengefasst resultiert in Betriebskosten, die circa 25 Prozent höher sind als üblich."
"Keine Billigware aus Massentierhaltung"
Sie wollten ihre Mitarbeiter aber gut bezahlen und hätten den Anspruch, "keine Billigware aus Massentierhaltung zu verarbeiten, sondern ausschließlich auf regionale Produkte von heimischen Metzgern, Bäckern und Händlern zu setzen".
Das habe zur Folge, "dass unsere Speisen und Getränke etwas teurer sind als in den umliegenden Ortschaften".
Das sagt Betreiber Rabl der AZ
Auf Anfrage der AZ antwortet der Betreiber Johannes Rabl am Mittwoch schriftlich - und ausführlich. Grundsätzlich sagt er über das Projekt: "Das Forsthaus Valepp – 16 Kilometer entfernt von der nächsten Ortschaft mitten in den Bergen gelegen – ist mit einem normalen Gasthof nicht vergleichbar." Es sei 2014 "wegen des enormen Renovierungsstaus geschlossen" worden. Zehn Jahre lang habe sich niemand gefunden, "der es gewagt hat, das Anwesen zu sanieren", so Rabl. "Zu hoch waren die Auflagen der Denkmal- und Naturschutzbehörden und zu abgelegen war der Betrieb."
Dann kommt er auf die Kritik an den Preisen zu sprechen: "Vielleicht kann sich die Mehrheit der aktuellen Kritiker nicht vorstellen, was mit der Sanierung einhergegangen ist und welcher Aufwand nötig war, das Forsthaus so aufzuwerten, wie es jetzt sichtbar ist." Rabl findet: "Es wäre bei der gesamten Preisdebatte zielführend, wenn man bedenken würde, dass die Speisen und Getränke in einem quasi einzigartigen historischen Ambiente serviert werden."

"Keine Einrichtung von der Stange"
Der Betreiber führt das näher aus: "Jedes Teil im Forsthaus wurde von einheimischen Handwerkern maßgefertigt, es gibt kein Möbelstück, keine Einrichtung von der Stange. Von Denkmalschützern, Heimatvereinen und -verbänden wird das Forsthaus als Leuchtturmobjekt beschrieben. Dass sich dieser enorme Aufwand auch in den Preisen widerspiegelt, ist sicher nachvollziehbar. "
Der entscheidende Satz vom Team Forsthaus Valepp unter einer Google-Rezension lautet dann: "Trotz alledem hören wir auf das, was Sie als unsere Gäste uns mitteilen, und werden daher unsere Preisstruktur schnellstmöglich, spätestens ab dem kommenden Wochenende entsprechend für Sie anpassen." Diese Stellungnahme vom Betreiber unter den Bewertungen bei Google ist rund eine Woche alt.
Rabl teilt auch der AZ dazu am Mittwoch mit: "Die Tatsache, dass wir die Preise nun teilweise angepasst haben, ist der Sorge geschuldet, dass durch die großteils haltlose Kritik in Vergessenheit gerät, dass ein wichtiges Kulturdenkmal unter schwierigsten Umständen wieder zum Leben erweckt wurde."
Ein Helles kostet jetzt 4,90 Euro
Ein Vergleich zeigt: Die Preise wurden tatsächlich bereits angepasst. Kostete ein Helles vom Fass (0,5 Liter) beim kürzlichen Besuch der AZ noch 5,40 Euro, ist der neue Preis jetzt laut Speisekarte im Internet 4,90 Euro. Genauso verhält es sich beim Radler.
Die Maß kostet einen Euro weniger, jetzt also 9,80 Euro. Das Pils ist 40 Cent günstiger (vorher 4,90 Euro, jetzt 4,50 Euro).

Der Preis fürs Hausquellwasser ist unverändert - 0,2 Liter kosten 2,50 Euro, gleich geblieben ist auch der Preis für Cola und Fanta: 4,50 Euro für 0,33 Liter.
Das Hendl wird fünf Euro billiger
Der bayerische Wurstsalat kostete vor Kurzem noch 14,50 Euro, jetzt liegt er bei 13,50 Euro. Für ein halbes Grillhendl musste man früher 19,50 Euro bezahlen, nun sind es 14,50 Euro. Wie geht das plötzlich? Diese Differenz erklärt Rabl auf Nachfrage der AZ so: "Wir haben den Preis nicht um fünf Euro reduziert, sondern bei vielen Gerichten den Usus der bayerischen Biergärten angenommen, dass einzelne Komponenten bestellt werden. So wird nun beim Hendl der Kartoffelsalat extra bestellt und berechnet. Beim Wurstsalat ist es das Brot und beim Obatzda die Riesenbreze."
Das Goulasch von der Valepper Gams ist um einen Euro billiger geworden und jetzt für 25,50 zu haben.
Das Wiener Schnitzel vom Kalbsrücken, das es nur im Bedienbereich gibt, liegt weiter bei 29,50 Euro. Der Zwiebelrostbraten ist dagegen gleich um drei Euro günstiger geworden und wird nun für 30,50 Euro serviert.
Zufriedene Gäste finden: "Wir befinden uns in einer Urlaubsgegend"
Das wird auch diejenigen Besucher freuen, die vorher schon zufrieden waren und eine positive Bewertung abgegeben haben. Zum Beispiel: "War vor Kurzem zum Essen in der Valepp und was soll ich sagen, es ist ein Traum. Die Renovierung ist perfekt gelungen. Das Personal ist sehr, sehr freundlich (z.B. Kathi) und das Preis-Leistungs-Verhältnis total fair."
Ein anderer schreibt: "Die Lage ist hervorragend und die Preise absolut angemessen. Das Personal ist sehr, sehr freundlich und professionell aufgestellt. Daher bin ich über manche negative Reaktion etwas verwundert. Wir befinden uns in einer Urlaubsgegend und direkt am Tegernsee zahlt man doppelte Preise bei teilweise geringerer Qualität und kleineren Portionen."
Rabl sieht das ähnlich, wie er in seiner Stellungnahme der AZ weiter wissen lässt: "Eine Speisekarte, auf der Wurstsalat, Apfelstrudel und Fleischpflanzerl stehen, hat rein gar nichts mit Schickimicki zu tun. Am benachbarten Tegernsee werden Champagnerpartys und Hummerwochen als Schickimicki bezeichnet, im Forsthaus sollen es Obatzda und gesalzener Radi sein?"
Ihm geht es um Bewusstsein für die Qualität: "Es geht einzig und allein um das Verständnis, dass heimische Handwerker, regionale Produkte und selbst hergestellte Lebensmittel nicht den gleichen Preis haben wie Fleisch aus Massentierhaltung oder Bauarbeiter aus internationalen Großkonzernen. Der interessierte Beobachter wird nämlich feststellen, dass auf umliegenden Berghütten und in Restaurants am naheliegenden Spitzingsee die Preise für viele Gerichte gleich hoch oder teilweise höher sind als im Forsthaus."