Prediger (45) unter Verdacht: Sex-Attacken im Gospel-Chor

Hat Gottesmann aus Afrika eine Frau mehrfach vergewaltigt? Prozess ab Donnerstag
ANSBACH Am Sonntag stand er in der Kirche und predigte. Worte wie Frieden, Sanftmut und Nächstenliebe kamen ihm ganz locker über die Lippen. Selbst hielt sich der Prediger der evangelischen Kirchengemeinde „Die Gnade Gottes“ in Ansbach nicht an diese Grundsätze. Eine Frau, so ermittelte der Staatsanwalt, soll von dem Mann (45) aus Schwarzafrika sexuell attackiert, eine weitere sogar mehrmals brutal vergewaltigt worden sein.
Das Aushängeschild der Glaubensgemeinde, deren Mitglieder vor allem aus den Kriesen-Regionen Zentralafrikas stammen, ist der Gospelchor „Les Ambassadeurs pour Christ“ (Botschafter Jesus Christus). Er besteht seit gut 15 Jahren und begeistert bei seinen Auftritten in der ganzen Region viele Menschen. Sogar eine CD wurde bereits produziert. Dem Chor gehören auch die beiden mutmaßlichen Opfer des Predigers an.
Erst nach Jahren ließ das Opfer den Prediger auffliegen
Die Ermittlungen kamen erst mit Verzögerung ins Rollen. Warum Lea S.* jahrelang schwieg, wird wohl erst nächste Woche der Prozess vor dem Ansbacher Landgericht zeigen. Bereits 2003, so die Anklage, soll Prediger M. sie zum ersten Mal zum Sex gezwungen haben. Das schäbige Verhalten des Gottesdieners wiederholte sich in den nächsten zwei Jahren. Insgesamt fünf Mal soll er die Frau vergewaltigt haben.
Das dunkle Kapitel blieb ein Geheimnis. Erst im vergangenen Jahr ließ Anna B.* den Prediger auffliegen. Auch sie war zum Opfer geworden. Bei der Kripo gab sie zu Protokoll, dass er sie im Auto mitgenommen, dann an einer einsamen Stelle angehalten und schließlich versucht habe, sie zu vergewaltigen. Durch ihre Anzeige flog alles auf.
Die Ermittler haben keinen Zweifel daran, dass die beiden Frauen die Wahrheit sagen. Trotz des schweren Vorwurfs der fünffachen Vergewaltigung und eines Vergewaltigungsversuchs wurde der Haftbefehl gegen den Prediger nach einem halben Jahr wieder aufgehoben. Er befindet sich seit Oktober letzten Jahres wieder auf freiem Fuß. In den Vernehmungen behauptete er, die Frauen hätten freiwillig mitgemacht.
Für den am Donnerstag beginnenden Prozess sind drei Tage angesetzt. H. Reister *Name geändert