Power-Frau Maria: Erst WM-Gold, jetzt Abitur
Die 26-jährige Hersbruckerin trumpfte mit dem deutschen Nationalteam im Karate-Mutterland Japan auf. „Ballett kam für mich nie in Frage“
HERSBRUCK „Nein, nein, Ballett kam für mich nie in Frage“, sagt Maria Weiß ganz verwundert. Denn auch wenn sich bei ihr alles um geschmeidige Bewegungen und ein exzellentes Körpergefühl dreht, mit Tüll-Tutu und Spitzenschuhen hat die Hersbruckerin nichts am Hut. Im Gegenteil: Den „sterbenden Schwan“ geben meist nur ihre Gegnerinnen. Denn Maria betreibt Karate (1. Dan) – und das sehr erfolgreich. Mit dem deutschen Nationalteam wurde die 26-Jährige sogar Mannschafts-Weltmeisterin. Ausgerechnet in Japan, im Mutterland der fernöstlichen Kampfkunst.
"Belastung wie bei 100-Meter-Sprinter"
Dort hat Karate einen Stellenwert wie in Deutschland Boxen. In Tokio steht eine Arena für mehrere zehntausend Zuschauer, die in der Szene ehrfürchtig „der Tempel“ genannt wird. „Da war richtig was los, aber während des Kampfs bekommt man von der Wahnsinns-Atmosphäre gar nichts mit“, betont Maria. Schade. Aber während der drei bis vier Minuten, länger dauert ein Kampf nicht, stehen die Athleten unter Hochspannung. Maria: „Das ist eine Belastung wie bei einem 100-Meter-Sprinter.“
Also, volle Konzentration. Denn obwohl Maria nur die abgespeckte Variante „Leicht-Kontakt-Karate“ betreibt, „gehören ein paar Verletzungen schon dazu“. Ein paar? Mehrere gebrochene Finger und schon zweimal blieb die Nase auf der Strecke. Aber das ist Maria egal. Und ihrem Mann Andi zum Glück auch. Schließlich ist er selbst erfolgreicher Karate-Kämpfer, Mitglied im bayerischen Kader, und eben Trainingspartner seiner Frau. So haben sich die beiden auch kennen gelernt – Maria hat ihren Göttergatten beim ersten mal quasi gleich „flachgelegt“.
Weltmeisterin, aber alles reiner Zufall
„Anders wäre mein Erfolg gar nicht möglich“, beschreibt Weiß ihre Ehe. Nach einer Ausbildung zur Arzthelferin macht Maria gerade ihr Abitur nach. Abends wird trainiert, am Wochenende geht’s auf Turniere, da bleibt vom Privatleben nicht mehr viel übrig.
Dabei war es eher Zufall, dass Maria vor 16 Jahren zum Karate gekommen ist. Ihr Vater bekam eine Einladung zu einem Schnupperkurs in die Hand gedrückt und meldete seine Tochter kurzerhand an. „Er wollte, dass ich einen Sport betreibe, und ich hätte damals alles gemacht, Handball, Fußball, egal.“ Nur eben nicht Ballett – wohl auch besser so.Krischan Kaufmann
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