Post-Streik in Bayern: So viel später kommen Pakete und Briefe an

In ganz Deutschland legen Beschäftigte die Arbeit nieder – auch viele in Bayern. Briefe und Pakete verzögern sich deshalb. Was die Gründe für den Streik sind und wie viel Geduld Kunden nun brauchen.
von  Maximilian Neumair
2000 Post-Mitarbeiter streiken in den großen bayerischen Städten. Auch in München.
2000 Post-Mitarbeiter streiken in den großen bayerischen Städten. Auch in München. © dpa

München – Wer auf eine Sendung wartet, wird sich laut Verdi ein bis zwei Tage gedulden müssen. 2000 Mitarbeiter folgten Verdis Aufruf zum Warnstreik am Dienstag in den großen bayerischen Städten – darunter auch München.

Weitere werden vor der dritten Verhandlungsrunde Mitte Februar folgen, kündigt Verdi auf Nachfrage der AZ an. "Die Streikbeteiligung in Bayern ist sehr gut", sagt David Merck, Verdi-Landesfachbereichsleiter Postdienste Bayern. Bundesweit sind laut Post durchschnittlich fünf Prozent der Paket- und Briefsendungen vom Warnstreik betroffen.

Verdi: Fehlendes Angebot sei "bodenlos"

Der Grund für den Ausstand: Die Deutsche Post AG hat auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Gegenangebot vorgelegt. "Das empfinde ich als wirklich bodenlos", ärgert sich Merck.

"Meiner Ansicht nach ist es eine Form der Wertschätzung und Anstand, dass man spätestens in der zweiten Verhandlungsrunde mit einem Angebot an den Tisch kommt und verhandelt." Er sieht das als "klares Zeichen für mangelnde Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten".

Die Post hat nach eigenen Angaben in der zweiten Verhandlungsrunde bereits angekündigt, bei der dritten ein Angebot vorzulegen. Sie hält die Streiks daher für "unnötig, da sie letztlich zulasten unserer Kundinnen und Kunden gehen."

Verdi fordert für die Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn mit einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie drei zusätzliche Urlaubstage, für Gewerkschaftsmitglieder vier. Laut Merck sind die Krankenstände bei der Deutschen Post AG deutlich höher als im Bundesdurchschnitt oder in "total anstrengenden Berufen" wie der Bau-Branche.

Post: "Der Spielraum für Lohnerhöhungen ist sehr gering"

Das zeigen auch Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): Bis auf die Abwasser- und Abfallentsorgung gab es im Jahr 2023 nirgendwo mehr Krankheitstage als im Logistiksektor. Auch schmissen viele Beschäftigte freiwillig hin. "Das zeigt, dass die Arbeitsbedingungen nicht so toll sind und es dringend mehr Geld und Entlastung braucht", sagt Merck.

Das hält die Deutsche Post AG wiederum für nicht finanzierbar und "realitätsfern". Auf Nachfrage der AZ teilt die Aktiengesellschaft mit: "Der Spielraum für Lohnerhöhungen ist sehr gering. Briefmengen schrumpfen, Preiserhöhungsspielräume, die uns die Bundesnetzagentur zugesteht, sind nicht ausreichend und die Investitionsbedarfe sind hoch."

Merck winkt ab: "Das erzählt die Post seit über 20 Jahren. Ich bin selber seit 2001 Postbote, da haben die das auch schon behauptet." Zwar räumt er ein, dass durch die Digitalisierung die Briefmenge zurückgeht, zugleich boome jedoch der Paketmarkt. Das zeigen auch die Statistiken zum Online-Shopping: Eine Studie des Bundesverbands Paket und Expresslogistik erwartet etwa in den nächsten Jahren weiteres Wachstum.

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