Porno mit Kunst – ohne Plastikkörper

Das Nürnberger KommKino zeigt den gehypten Arthouse-Film „Bedways“ von Rolf Peter Kahl mit viel explizitem Sex – und Vereinsamung
von  Abendzeitung
Expliziter Sex in einem Arthouse-Film: Bedways von RP Kahl
Expliziter Sex in einem Arthouse-Film: Bedways von RP Kahl © 2010 Independent Partners Film

NÜRNBERG - Das Nürnberger KommKino zeigt den gehypten Arthouse-Film „Bedways“ von Rolf Peter Kahl mit viel explizitem Sex – und Vereinsamung

Neunundsiebzig Minuten Handkamera, schlecht – oder kunstvoll – ausgeleuchtete Szenen, harte Digital-Bilder, Schauspiel, das manchmal an schlimme Vorabend-Soaps erinnert. Dann explizite Sex-Szenen, minutenlang masturbiert Nina (Miriam Mayet) vor der Kamera, während sie ihrerseits Hans (Matthias Faust) bei der Selbstbefriedigung zusieht. Und dann wieder treffende Bilder, treffende Dialoge. Gut, bewegend, präzise. „Bedways“ spaltet und wird spalten. Teile der Filmkritik feiern den Low-Budget Arthouse-Porno überschwänglich als einen der besten deutschen erotischen Filme seit langem. Andere wundern sich, was genau an diesem Film von Rolf Peter Kahl im Fahrwasser von „Nine Songs“ so besonders sein soll, an der Grenze zwischen Pornoprovokation (die in Zeiten der Pornografisierung auf allen Kanälen trotz des Verzichts auf Plastikkörper freilich verpuffen muss) und unterkühltem Dogma-Film.

Es geht um ein Experiment, ein Kammerspiel vor der Kamera. Regisseurin Nina will die Liebe, die Lust erforschen, irgendwie. Einen Film drehen. Skript, Budget – alles nicht vorhanden. Nur dass es echten Sex geben muss, ist ihr klar. Ihre zwei Schauspieler, Marie (Lana Cooper) und Hans experimentieren mit bei diesem Dreiecks-Spiel über die Lust. Marie beschwert sich zwar, dass es am Ende „nur ums Ficken geht“, Hans hat lediglich Angst, „dass ich keinen Ständer kriege“ – ansonsten verschwimmen zwischen den Dreien gespielte Realität, Spiel im Bett, Film und echte Gefühle immer mehr. Aber es gibt keine Erlösung aus der Einsamkeit. Nachdem Nina mit Hans in einer schmuddeligen Videokabine gevögelt hat, verabschieden sich die beiden. Mit einem ungelenken Bussi auf die Wange. mm

Bis 15. Juni, KommKino im K4, Königstr.93, jeweils 21.15 Uhr.

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