Pollen-Explosion: Harte Zeiten für Allergiker

Die Wartezimmer in der Münchner Hautklinik Biederstein sind im Moment voll mit Allergikern. Grund für den Patientenansturm: Die warmen Temperaturen der vergangenen Tage haben einen starken Pollenflug ausgelöst.
von  Abendzeitung
Pollen machen immer mehr Menschen zu schaffen.
Pollen machen immer mehr Menschen zu schaffen. © dpa

BAYERN - Die Wartezimmer in der Münchner Hautklinik Biederstein sind im Moment voll mit Allergikern. Grund für den Patientenansturm: Die warmen Temperaturen der vergangenen Tage haben einen starken Pollenflug ausgelöst.

Es war das wärmste Ostern seit 100 Jahren. Darüber freuen können sich Allergiker nicht. Die warmen Temperaturen haben einen starken Pollenflug ausgelöst. Viele Betroffene kommen in die Münchner Hautklinik Biederstein. „Sie haben Atembeschwerden, klagen über rote Augen, Juckreiz an der Haut oder Kopfweh. Sie fühlen sich einfach nicht wohl“, sagt Professor Johannes Ring, Leiter der Hautklinik an der TU München.

„Durch das lange und nasse Winterwetter befand sich die Vegetation in einem Tiefschlaf“, erklärt Pollenmeteorologe Andreas Neuen vom Wetterdienst Meteomedia. „Dann kam das warme und trockene Frühlingswetter der letzten zehn Tage und hat fast alles gleichzeitig zum Blühen gebracht.“ Die explosionsartig ausgelöste Pollenkonzentration macht den Allergikern jetzt mehr als sonst zu schaffen. Denn üblicherweise verteilen sich die Pollen durch das typische Aprilwetter über den ganzen Monat.

Viele wissen gar nicht, dass sie eine Allergie haben

„Gerade sind Erlenpollen in der Luft. Dazu kommt der starke Flug der Birkenpollen“, sagt Ring. Trotzdem nehmen viele die Symptome nicht ernst. „Und das, obwohl eine Allergie die Lebensqualität richtig einschränken kann.“

Die Zahl der Allergiker hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen. Viele wissen gar nicht, dass sie betroffen sind. „Es kommen oft ältere Menschen zu mir, die meinen sie haben eine Grippe. Dabei kann sich eine Allergie auch im Alter entwickeln“, so Ring.

Kommt es erst einmal dazu, lassen sich die Ursachen nicht so schnell beseitigen. Helfen können Nasentropfen, Sprays und Antiallergika. „Ein Arzt muss die Behandlung aber individuell auf den Patienten abstimmen.“ Ist der Sommer vorbei und mit ihm der Pollenflug, können Betroffene mit einer Immuntherapie beginnen. „Die kann die Allergie ganz eindämmen, sie wirkt etwa bei 80 Prozent.“

Bevor sie ins Bett gehen, sollten Allergiker duschen

Auch im Alltag können Allergiker gegen die Pollen ankämpfen. Etwa, indem sie sich einen Pollenfilter ins Auto einbauen lassen. Denn steht der Wagen über Nacht draußen, ist er oft voller Blütenstaub. Beim Anlassen löst das bei Betroffenen oft heftige Reaktionen aus. ’“Es ist auch vorbeugend, die Haare zu waschen und zu duschen, bevor man ins Bett geht“, sagt Ring.

Erste Linderung bringt die Natur. Durch den Regen in der vergangenen Nacht wurden die meisten Pollen ausgewaschen. Auch heute wird es regnen. Doch lange hält das nicht an. Kaum wird es wärmer und trocken, geht es wieder los. Ende April wird der Anteil an Birkenpollen zurückgehen, dann stehen aber Gräser und Roggenpollen in den Startlöchern.

Verena Duregger

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