Polizistenmord: "Grimms Märchen" - Rudi R. streitet alles ab
Einer der mutmaßlichen Polizistenmörder von Augsburg bestreitet die Tat. Der Prozess um den Mord an Mathias Vieth hat unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen begonnen.
Augsburg - Der mutmaßliche Polizistenmörder von Augsburg, Rudi. R., bestreitet die Tat: Sein Anwalt erklärte am ersten Prozesstag vor dem Landgericht Augsburg, sein Mandant weise sämtliche Anklagevorwürfe zurück, mache aber keine Angaben zur Sache. Rudi. R. rief anschließend: „Es ist müßig, auf diese Grimms Märchen zu reagieren.“ Der ebenfalls angeklagte Bruder des Hauptbeschuldigten verweigert gänzlich die Aussage, wie der Verteidiger von Raimund M. sagte.
Dem Bruderpaar werden Mord, versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die 57 und 59 Jahre alten Männer sollen am 28. Oktober 2011 auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle im Augsburger Siebentischwald den 41 Jahre alten Beamten Mathias Vieth mit einem Maschinengewehr erschossen haben. Eine 30 Jahre alte Polizistin wurde im Kugelhagel von einem Streifschuss getroffen.
Der Prozess hatte am Morgen unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen begonnen und war sogleich unterbrochen worden. Der Anwalt von Rudi R. beantragte, dass seinem Mandanten im Prozess die Fußfesseln abgenommen werden. Diese seien unverhältnismäßig und ein schwerer Eingriff in die Menschenwürde. Das Strafkammer lehnte dies nach kurzer Beratung ab und verwies dabei auf die „bestehende Gefährdungslage“.
Langer Indizienprozess erwartet
Ende Dezember 2011 waren die Brüder verhaftet worden. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Der Hauptbeschuldigte Rudi R. gilt laut Staatsanwaltschaft als „sozial unangepasster Waffennarr, der schießwütig agiert, wenn er in Konfliktsituationen gerät“. 1975 hatte R. schon einmal einen Augsburger Polizisten ermordet. Dafür saß er fast 20 Jahre im Gefängnis.
Vor dem Augsburger Landgericht wird ein langer Indizienprozess bis Jahresende erwartet. Die Witwe Vieths sowie die verletzte Polizistin treten als Nebenkläger auf. Mehr als 200 Zeugen sollen an den bislang knapp 50 eingeplanten Verhandlungstagen gehört werden. Das Verfahren soll am 26. Februar fortgesetzt werden. Dann sagen Polizisten aus, die am Tatort waren und den Notruf entgegennahmen.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erwartet von dem Prozess eine umfassende Aufklärung der Tat. Die Täter müssten einer „gerechten und harten Strafe zugeführt werden“, sagte der Minister der Nachrichtenagentur dapd. Auch für die Familie und die Kollegen des getöteten Mathias Vieth sei es wichtig, „dass der feige Mord strafrechtlich abgeschlossen und geahndet wird“.
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