Polizist in U-Haft: Feuerteufel in Uniform

Ein Polizist und Feuerwehrmann sitzt in U-Haft – als mutmaßlicher Serienbrandstifter von Bad Griesbach. Ein kniffliger Fall. Sein Vater sagt: „Er hat geweint, sie haben ihn fertig gemacht“
BAD GRIESBACH Sagen wir’s mal bairisch-deutlich: Seit dem Wochenende zerreißen sie sich in dem 8500-Einwohner-Kurort Bad Griesbach (Landkreis Passau) das Maul über ihn. Auch wenn sein Name nicht in der Zeitung gedruckt ist, jeder weiß, wer gemeint ist. Ein 41-jähriger Polizeibeamter, der zugleich hochrangiger Funktionär der Freiwilligen Feuerwehr ist, sitzt seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Er soll für eine Brandserie im Kurort verantwortlich sein.
Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kripo hatten zur Festnahme des Tatverdächtigen geführt. Der Haftrichter in Passau hat entschieden, dass die belastenden Indizien gegen den Polizisten und Feuerwehrmann ausreichen.
An einer Flasche, die an einem der Tatorte gefunden wurde, sollen Speichelspuren von ihm haften. Verdächtig fanden es die Ermittler auch, dass er derjenige war, der beim dritten Brand in einem leer stehenden Wohnhaus als Erster den Notruf wählte. Er wohnt in unmittelbarer Nähe und sah die Rauchschwaden.
„Er hat am Telefon geweint, sie haben ihn fertig gemacht“, sagt sein Vater. Er meint die Verhörmethoden der Ermittler. Warum sollte sein Sohn so etwas tun? Er glaubt, sein Sohn sei Opfer eines Racheaktes. Vielleicht stecke eine Frauengeschichte dahinter.
An die Hauswand des Polizisten hat jemand gesprüht: „Scheiß Bulle!“
Und im Briefkasten steckte vor kurzem ein Drohbrief: „Für einen Bullen gibt es immer ein offenes Loch!“ Jetzt heißt es: Er selbst habe das inszeniert, um von sich abzulenken.
Der Mann bestreitet die Tat. Er wurde zunächst ins 80 Kilometer entfernte Gefängnis nach Mühldorf am Inn gebracht. Ein Polizeibeamter hinter Gittern ist eine knifflige Sache. Drum entschieden die Verantwortlichen, ihn weiter weg zu verlegen, nach Erding.
- Der „Feuerteufel von Griesbach“, wie ihn die Heimatzeitung taufte, soll drei Brände auf dem Kerbholz haben: Am 22. Dezember 2011 gingen in einer Hoteltiefgarage des Kurortes drei Autos in Flammen auf
- Fünf Tage später brannten in einer benachbarten Garage sieben Autos.
- Am 12. Januar brennt um Mitternacht ein leer stehendes Wohnhaus.
Der mutmaßliche Serienbrandstifter könnte bald Jubiläum feiern: 25 Jahre Mitglied der Feuerwehr. Der Kommandant bescheinigte ihm „fachliche Qualifikationen, Erfahrung, aber auch besondere Führungsqualitäten“.
Der zuständige Feuerwehrkommandant Wolfgang Stockinger sagt: „Ich möchte den Mann in Schutz nehmen, solange seine Schuld nicht bewiesen ist.“ Er ließ den Internetauftritt der Bad Griesbacher Feuerwehr sofort vom Netz nehmen, weil er vom Werdegang des Tatverdächtigen und den ungeklärten Bränden erzählt. Bei der Polizei ist der Beamte vom Dienst suspendiert.