Polizei vs Poser: Kampf den Straßenrennen
Rosenheim - Für die einen ist es ein Fortbewegungsmittel, für die anderen ihr Ein und Alles. Sie hegen und pflegen ihre Autos wie ihr Baby, motzen sie teuer auf, investieren in Aussehen und Ausstattung und fahren damit spazieren, posieren mit ihnen für Fotos - so weit so harmlos.
Doch eine kleine Gruppe von etwa 20 jungen Auto-Verrückten treibt in und um Rosenheim ihr Unwesen mit aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen. "Es sind immer wieder dieselben Personen, die auffallen. Sie reagieren aggressiv, sind uneinsichtig und für verkehrserzieherische beziehungsweise präventive Ansätze völlig unzugänglich", schildert Polizeipräsident Robert Kopp des Präsidiums Oberbayern Süd.
Gegen diese "meist namentlich bekannten" Auto-Poser, wie sie die Polizei betitelt, gehen die Beamten jetzt mit einer neuen Ermittlungsgruppe namens "EG Auto-Poser-Szene RO" vor, erklärt Sprecher Stefan Sonntag der AZ. Bei den Mehrfachtätern handle es sich um maximal 20 Leute, die im Landkreis Rosenheim wohnen und "regelmäßig im Raum Rosenheim/Kolbermoor/Bad Aibling sowie in Wasserburg in Erscheinung treten".
Seit knapp zwei Jahren beschweren sich die Anwohner darüber
Die Auto-Protzer fahren in Wohngebieten auf und ab, nachts, "laut und schnell", sagt Sonntag. Seit knapp zwei Jahren hagelt es deswegen Beschwerden von Anwohnern. Das Problem: Die Raser auf frischer Tat zu ertappen, ist nicht gerade einfach. "Die sind natürlich nicht blöd und machen die Rennen angekündigt um 12 Uhr mittags", sagt Sonntag, Die Treffpunkte wechseln oft, "es ist schwierig, da Schritt zu halten", räumt er ein.
Deswegen appelliert die Polizei nun an die Bevölkerung: "Die Bürger müssen uns helfen!" Wer illegale Straßenrennen, Beschleunigungsmanöver oder Lärmbelästigungen bemerkt, soll daher sofort die Polizei anrufen - und wenn möglich den Ort oder die Fahrtrichtung zu nennen. Auch das Kennzeichen sollte man sich merken.
Bis man gegen die Poser ernsthaft vorgehen kann und es eventuell sogar zum Führerscheinentzug kommen kann, müsse man viele Beweise sammeln. Sie direkt bei einem Rennen zu erwischen, sei schwierig, räumt Sonntag ein.
Gegen das Hobby Autotuning hat die Polizei gar nichts
Bisher wird die Teilnahme an illegalen Rennen mit 400 Euro Bußgeld und einem Monat Fahrverbot geahndet, bald soll es aber härtere Strafen geben. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf hatte der Bundestag im Juni beschlossen (AZ berichtete). Illegale Autorennen sind ein deutschlandweites Problem.
Wichtig ist Sonntag, nicht die gesamte Tuning-Szene in ein schlechtes Licht zu rücken. "Ende Juli war ein Tuning-Treffen in Rosenheim, da waren einfach Leute, die ihr Auto lieben, die sich aber an die Regeln halten", so Sonntag.
Die Polizei betont ausdrücklich, dass es nicht darum gehe, Angehörige der Tuning-Szene pauschal in ein schlechtes Licht zu rücken. Sie will gegen "eine Minderheit von Auto-Posern" vorgehen, "die öffentliche Straßen und Innenstädte als ihre privaten Renn- und Poser-Strecken missbraucht".
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