Polizei jagt Sex-Phantom mit Vokuhila!
Im Mai 1995 wollte der Unbekannte eine Prostituierte mit einem Elektrokabel erdrosseln. Die Ermittlungen verliefen im Sand. Jetzt gibt es eine heiße Spur.
NÜRNBERG Ein furchtbares Sex-Verbrechen steht vor der Aufklärung! Fast 15 Jahre nach einem hinterhältigen Mordversuch an einer Prostituierte (damals 34) kam die Polizei bei der Identifizierung des unbekannten Täters jetzt ein entscheidendes Stück weiter: Ein paar ausgerissene Haare, die damals am Tatort sichergestellt wurden, könnten dem Mann nun zum Verhängnis werden. Der Polizei ist es mit Hilfe modernster Technologie nämlich gelungen, daraus sein unverwechselbares DNA-Profil zu gewinnen.
Das Verbrechen spielte sich im Mai 1995 in einem Appartement im Steibweg (Goldbachviertel) ab. Der etwa 20 Jahre alte Täter mit der charakteristischen „Vokuhila“-Frisur (vorne kurz, hinten lang) hatte der Prostituierte ein Elektrokabel von hinten um den Hals gelegt und mit voller Kraft zugezogen. Trotzdem gelang es der Frau, sich massiv zur Wehr zu setzen, dem Täter ein Büschel Haare auszureißen und ihm das Gesicht zu zerkratzen. Daraufhin bekam er kalte Füße und flüchtete.
Rätselraten um das Werkzeug
Die Polizei glaubte damals, dem Unbekannten über ein ungewöhnliches Werkzeug auf die Spur kommen zu können. Er hatte einen etwa 35 Zentimeter langen, mit Griff und Hartgummi ummantelten Hebel auf der Flucht vor dem Haus verloren. Fehlanzeige! Bis heute konnte die Polizei nicht herausfinden, wozu ein derartiges Werkzeug verwendet und wo es hergestellt wurde.
Das Motiv für den brutalen Überfall auf die Prostituierte, die ihre Dienste in Inseraten unter dem Namen „Mona Lisa“ anbot, könnte so etwas wie Rache gewesen sein. Der Täter war bereits am Tag vorher bei der Prostituierte aufgetaucht, wollte Sex und hatte auch bereits 150 D-Mark bezahlt. Doch dann lief bei ihm nichts. Trotzdem behielt das Prostituierte das Geld.
Der Mordversuch hatte unter den Nürnberger Prostituierte Angst und Schrecken ausgelöst. Viele von ihnen legten sich Pfeffer-Spray zu, um Angreifer abwehren zu können. Einige wählten sogar Baseballschläger, die sie griffbereit deponierten. Doch einen hundertprozentigen Schutz lieferte auch so eine Ausrüstung nicht. „Mona Lisa“ zum Beispiel hatte einen Gasrevolver in ihrer Wohnung, kam jedoch nicht mehr dazu, ihn einzusetzen.
Ungeklärte Gewaltverbrechen dieser Größenordnung werden regelmäßig nach eventuell neuen Ansatzpunkten von der Kripo abgeklopft. Polizeisprecherin Elke Schönwald: „Das ist fester Bestandteil unserer Arbeit. Wir geben nie auf.“
1500 Euro Belohnung ausgesetzt
Das DNA-Muster des Phantoms wurde bereits mit anderen von der Polizei gespeicherten „genetischen Fingerabdrücken“ verglichen. Doch es wurden keine Übereinstimmungen festgestellt.
Aufgrund der erneuten Vernehmung von Zeugen hat die Polizei jetzt auch ein Phantomfoto des Tatverdächtigen herstellen können. Herausgekommen ist das „Vokuhila“–Monster: Der Verbrecher ist etwa 1,70 bis 1,75 Meter groß, zwischen 18 und 24 Jahre alt und spricht fränkischen Dialekt.
Für sachdienliche Hinweise, die zur Identifizierung und Ergreifung des Phantoms führen, hat die Polizei eine Belohnung von 1500 Euro ausgesetzt. Die zuständigen Sachbearbeiter sind rund um die Uhr unter der Telefonnummer Tel.0911/2112-3333 zu erreichen.
Helmut Reister