Polizei jagt Kanister-Bomber
Vor einer Windelfabrik stand ein Plastikbehälter mit 5 Kilo explosivem Pulver darin. Zum Glück funktionierte die Zeitschaltuhr nicht
ALTENDORF Wenn der Wecker geklingelt hätte, wäre es in Altendorf bei Hirschaid wohl zu einer Katastrophe gekommen: Die Bombe, die am Donnerstag vor der Firma Koester gefunden wurde, war explosionsfähig!
Spezialisten aus dem Landeskriminalamt hatten am Donnerstag den Kanister vorsichtig nach München ins Labor transportiert. Dort wurde der weiße Plastikbehälter (20 cm Durchmesser, 30 cm hoch, Fassungsvermögen 5 Liter) mit dem feuerroten Schraubdeckel vorsichtig auseinandergenommen.
Im Inneren: fünf Päckchen mit jeweils einem Kilogramm weißem Pulver, eine Zeitschaltuhr, eine Batterie, Kabel und ein selbstgefertigter Zünder. Proben ergaben, dass das Pulver ein Selbstlaborat ist – und dass es explodieren kann!
Racheakt eines gefeuerten Mitarbeiters?
Dazu hatten die Bomben-Bauer im Zünder ein Gramm hochexplosiven Sprengstoff untergebracht. Doch offensichtlich funktionierte dieser Teil des perfiden Plans nicht. Ob der Zünder – wenn er ausgelöst hätte – das Sprengstoffgemisch hätte hochgehen lassen können, muss noch untersucht werden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Zeitschaltuhr – ein Wecker – stehengeblieben war.
Ist die Firma also nur mit unglaublichem Glück einer Katastrophe entgangen?
Koester stellt beispielsweise Verschlüsse von Windeln her, ein politischer Hintergrund ist derzeit nicht erkennbar. Während der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Kanister bereits am 6.Januar von einem Mitarbeiter bemerkt wurde – er hatte ihm aber keine Bedeutung zugemessen.
Die Polizei ermittelt weiter, sie hat kein Motiv, keinen Täter. Der Racheakt eines gefeuerten Mitarbeiters? Die Tat eines Psychopathen oder eines Konkurrenten, der hohen Schaden anrichten wollte?
„Auch wir wissen nicht, woher der Wind weht“, so Altendorfs Bürgermeister Karl-Heinz Wagner. sw
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