Polizei in Franken im Einsatz: Mordfall Peggy K.: Nächtliche Razzia wegen neuer Erkenntnisse
Marktleuthen - Sogar Hellseher haben sich schon eingeschaltet – und waren genauso erfolglos wie die Ermittler im Mordfall Peggy. Wer das Mädchen († 9) im Jahr 2001 in Oberfranken umgebracht und im Wald vergraben hat, ist heute, 17 Jahre später, immer noch ein ungelöstes Rätsel. Oder haben die Ermittler endlich den entscheidenden Durchbruch geschafft?
Ins Visier der Sonderkommission der Bayreuther Kriminalpolizei ist nun ein alter Bekannter geraten. Manuel S. (41) gehörte von Anfang an zum Kreis der möglichen Täter. Schon Ulvi K., der für den Mord im Gefängnis saß und 2014, zehn Jahre später, in einem spektakulären Wiederaufnahme-Verfahren freigesprochen wurde, wies in seinen Vernehmungen auf den "Freund" aus der unmittelbaren Nachbarschaft hin.
Kripo-Panne sorgte 2016 für Aufsehen
Laut Informationen der "Neuen Presse Coburg" war der 41-Jährige im Laufe der Ermittlungen bereits mehrmals vernommen worden. Auch sein Haus soll bereits früher von der Polizei untersucht worden sein. Ein Sprecher der Ermittler wollte sich dazu nicht äußern und berief sich auf den Persönlichkeitsschutz des Mannes. Belastbare Indizien, die ihn in Zusammenhang mit dem Verschwinden Peggys gebracht hätten, fanden sich auch nach mehrmaligen Vernehmungen nicht.
Das könnte sich jetzt geändert haben und das Fiasko bei der Spurenauswertung am Fundort von Peggys Leiche wieder wettmachen. Vor zwei Jahren, als die sterblichen Überreste des Mädchens in der Nähe der Landesgrenze zu Thüringen gefunden worden waren, sorgte eine spezielle Spur für großes Aufsehen: Auf einem Stofffetzen, der neben dem Skelett lag, wurden DNA-Spuren von Uwe Böhnhardt gefunden, dem Angeklagten im NSU-Mordprozess.
Später stellte sich heraus, dass ein verschmutztes Instrument der Kripo, das in beiden Fällen verwendet worden war, die kurzzeitige "sensationelle" Wende im Mordfall Peggy ausgelöst hatte.
Mordfall Peggy: Spuren untermauern Verdachtsmomente
Auch diesmal scheint es eine Spur vom Fundort der Leiche zu sein, die den Verdacht gegen den bereits im Fokus stehenden Manuel S. neu belebt. In einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft Bayreuth ist von aufwendigen wissenschaftlichen Untersuchungen die Rede. Diese seien mit den bereits bestehenden Erkenntnissen aus den Ermittlungsakten bewertet worden. "Hieraus", heißt es, "ergaben sich Verdachtsmomente gegen den Mann. Diese konnten durch weitere Ermittlungsschritte untermauert werden."
Am Mittwoch wurden infolge der neuen Erkenntnisse Wohnungen des inzwischen verheirateten Familienvaters und seiner Familie in Lichtenberg und im Kreis Wunsiedel durchsucht. Er selbst wurde als Beschuldigter vernommen, jedoch nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt. Weitere Auskünfte wollen Polizei und Staatsanwaltschaft derzeit nicht geben.
In Lichtenberg wird die Nachricht der wieder aufgeflammten Ermittlungen unaufgeregt wahrgenommen. "In den vergangenen Jahren waren schon viele verdächtig – und am Ende war es keiner", nennt ein seit seiner Geburt in Lichtenberg lebender Rentner den Grund für die Gelassenheit.
Bis vor kurzer Zeit ermittelte die Staatsanwaltschaft parallel gegen vier Verdächtige, gegen andere schon vorher. Auch da waren mehrere Nachbarn dabei.
Im vergangenen Jahr hatte sich aber eine Gruppe von Bürgern aus Lichtenberg mit einem "Hilferuf" an die Öffentlichkeit gewandt. Darin warfen die elf Unterzeichner den Ermittlungsbehörden Fehler und Schlamperei vor. Sie sprachen von einem "Polizei- und Justizskandal" und einseitigen Ermittlungen. Hinweise aus der Bevölkerung seien ignoriert worden und Zeugenaussagen aus den Akten verschwunden.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel wies die Vorwürfe zurück.
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