Politischer Aschermittwoch: Ein Tanz um den Fettnapf

Aschermittwochsreden im Jahr 2020 zu halten, ist eine kitzlige Sache, vor allem bei der CSU. Einerseits muss man Deftiges bieten, weil sonst das bierselige Publikum in gelangweiltes Gemurmel verfällt. Andererseits kann man so schnell wie nie zuvor in das Fettnäpfchen der Political Incorrectness treten, wenn man zu sehr drauflosholzt. Überschreitet man die fragile Grenze, muss sich ein Politiker dann wochen-, monate- oder gar jahrelang seinen Fauxpas vorhalten lassen. CSU-Chef Markus Söder hat sich heuer mit Erfolg durch die aktuellen Klippen allgemein gestiegener Sensibilität manövriert.
Er hat nicht geholzt – jedenfalls nicht sehr –, aber seine Zuhörer auch nicht gelangweilt. Er hat die CSU parteipolitisch so klar positioniert wie sich das wohl viele CDU-Parteigänger wünschen würden und er hat – zwischen den Zeilen – eine Art Führungsanspruch der CSU in der Union formuliert, aber auch gleich wieder zurückgenommen: Denn wenn er selbst nicht als Unions-Kanzlerkandidat zur Verfügung steht, dann muss es ja wohl jemand von der CDU sein. Oder gibt es bei den Christsozialen noch einen Aspiranten, der bislang übersehen wurde?