Politiker tötet sich

Am vergangenen Sonntagabend hat sich der Bürgermeisterkandidat Johannes Binder mit einem Jagdgewehr erschossen. Sein Vater Edmund fand ihn in einer Blutlache.
AICHA VORM WALD Am bittersten Tag seiner politischen Karriere ließ sich Johannes Binder nicht mehr blicken. Sein Gegenspieler bei der Bürgermeisterwahl in Aicha vorm Wald (Kreis Passau) hatte mit 78 Prozent der Stimmen gewonnen. Er feierte im Gemeindehaus, Binder gratulierte nicht.
Eineinhalb Monate später hört man wieder von ihm. Am vergangenen Sonntagabend hat sich Johannes Edmund Binder (43) in der Werkstatt seines Vaters mit einem Jagdgewehr erschossen. Sein Vater fand ihn in einer Blutlache. Das Gewehr hielt Binder, der selbst Vater von drei Kindern (8, 12 und 14 Jahre) war, noch in seiner Hand.
„Er war mit Herz und Blut Politiker“
Warum sich Johannes Binder, der als Ingenieur für das Wasserwirtschaftsamt in Deggendorf arbeitete, erschoss, ist nicht klar. Manche munkeln, er habe die Schmach der Bürgermeisterwahl nicht verkraftet. „Das hat ihn sehr getroffen“, sagt seine CSU-Kollegin Elfriede Ragaller, „er war mit Herz und Blut Politiker“.
Angeblich hatte der Chef des CSU-Ortsverbands auch familiäre Probleme. Seine Frau soll ihn vor kurzem verlassen haben. Sie trauerte gestern im gemeinsamen Haus, wollte sich aber nicht äußern.
Das Gewehr besaß Binder schon seit zehn Jahren – wohl illegal. Binder selbst war kein Jäger. Es war ein Geschenk. Von einem befreundeten Ehepaar.
Thomas Gautier