Politiker fordert: Frankenflagge auf die Kaiserburg!
Listige Idee: Unser Rechen könnte ohne Probleme auf dem städtischen Luginsland gehisst werden. Nürnbergs SPD-Vize Gradl wettert: „Das fränkische Gefühl wird im Freistaat unterdrückt"
NÜRNBERG Die Geschichte wiederholt sich immer wieder: Vor über 600 Jahren haben sich die Nürnberger schon einmal zur Wehr gesetzt. Damals gegen die Burggrafen. Die waren vom Regenten, dem Kaiser, bestellt und wohnten in der Kaiserburg. Und mischten sich in die Belange der Freien Reichsstadt Nürnberg ein. Was den Städtern sauer aufstieß.
Die Burg gehört dem Freistaat...
2008, gleiche Stelle: Auf der Kaiserburg weht neuerdings permanent die bayerische blau-weiße Flagge. Aber kein fränkischer Rechen. Was den Nürnbergern sauer aufstößt. Allen voran Lorenz Gradl, dem Vize der Rathaus-SPD: „Das fränkische Gefühl wird in unserem Freistaat sowieso unterdrückt. Da würde ich es schon sehr begrüßen, wenn auf der Burg die fränkische Fahne mit dem rot-weißen Frankenrechen hängt.“
Das ist auf der Kaiserburg laut Innenministerium aber nicht möglich. Die gehört nämlich dem Freistaat Bayern. Und auf staatlichen Gebäuden, so Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dürfen nur die „hoheitlichen“ Flaggen Bayerns, Deutschlands oder der Europäischen Union hängen. Das stört Gradl nicht: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Der regierenden Partei war das noch nie ein Problem, ihre Wünsche durchzudrücken. Wenn die nur wollen, würde das auch gehen. Davon bin ich überzeugt!“
...Luginsland und Fünfeckturm der Stadt
Doch vielleicht muss man die fränkische Beflaggung gar nicht „durchdrücken“. Vielleicht reicht eine kleine List aus. Denn ein Teil der Burg, nämlich die Kaiserstallung, in der sich die Jugendherberge befindet, der Luginsland und der Fünfeckturm gehören der Stadt Nürnberg, so Claus Fleischmann, der Leiter des Liegenschaftsamtes der Stadt Nürnberg. Laut einem Erbrechtvertrag zwischen Bayern und Nürnberg hat die „Stadt sozusagen die Verfügungsgewalt über die Gebäude“.
Das bedeutet, dass hier fränkisch rot-weiß beflaggt werden könnte, wie Stefan Sembritzki, Leiter der für die Beflaggung zuständigen Zentralen Dienste der Stadt, weiß. „Wenn diese Burg-Gebäude städtische Gebäude sind, dann kann die Stadt dort auch beispielsweise in den Stadt-Farben rot-weiß ausflaggen.“ Wenn denn das so angeordnet würde – vom Bürgermeisteramt. Das ist zwar gehalten, sich an die geltenden Vorschriften der „Flaggen-Verwaltungsanordnung“ zu halten. Doch in einem Schreiben der Staatskanzlei, das der AZ vorliegt, steht auch: „Die Kommunen können also über die Art und Weise der Beflaggung ihrer Dienstgebäude in eigener Zuständigkeit und Verantwortung entscheiden.“
Heißt: Auf städtischen Gebäuden wie Luginsland und Fünfeckturm könnte man sogar den Franken-Rechen hissen, auch wenn der gar keine Hoheitsflagge ist – neben der Bayern-Fahne auf der Burg.
Übrigens: Im Jahr 1427 haben die Nürnberger den Streit mit den Burggrafen gewonnen. Die Reichsstadt vertrieb sie durch Hartnäckigkeit und durch ihre List. Wie auch der Bau des „städtischen“ Luginsland direkt neben der kaiserlichen Reichsburg eine war.
Martin Mai