Poker um Boakye
NÜRNBERG - Die forsche Nürnberger Taktik: Der Stürmer soll zum Nulltarif kommen - und Wolfsburg sich an seinem Gehalt beteiligen. Aber die Frage ist: Hält das Knie des Ghanaers?
Ivan Saenko düste gleich wieder ab – nach Kiew (siehe unten). Dafür tauchte gestern ein Neuer im Club-Training auf. Isaac Boakye, 26-jähriger Stürmer aus Ghana, absolviert laut Sportdirektor Martin Bader ein dreitägiges Probetraining: „Wir wollen ihn kennenlernen und seine Fitness überprüfen.“
Boakye ist indes kein Unbekannter in Liga eins und zwei. Von Trainer Thomas von Heesen nach Bielefeld geholt, kam er dort von 2004 bis 2006 groß heraus, wurde dann von Klaus Augenthaler für 1,2 Millionen Euro Ablöse zum VfL Wolfsburg gelotst. Bei den Wölfen lief es nicht so optimal: 26 Spiele, nur vier Tore in eineinhalb Spielzeiten. Denn in der Winterpause der letzten Saison liehen die Wolfsburger Boakye für 100.000 Euro an Mainz 05 aus. Dort kam der Ghanaer auf 13 Einsätze und einen Treffer.
Probleme im Knie bremsten Isaac
Trotzdem signalisierte der FSV Mainz, Boakye gerne zu behalten. Aber das Vorhaben scheiterte angeblich an der zu hohen Ablöse – und dem stattlichen Gehalt des Stürmers. Zudem wurde der Angreifer seit Jahren von Problemen im rechten Knie gebremst, erst in Bielefeld, dann auch in Wolfsburg. Der Medizincheck in Mainz dauerte sechs Stunden. Eine genaue Diagnose war dennoch nicht zu erfahren. Von einer Infektion, zugezogen im Urlaub, wird berichtet – und von einer Athroskopie.
In diesem Punkt ist nun die medizinische Abteilung des Club gefordert. Andererseits hat Boakye gerade mit dem VfL ein brutales Trainingslager unter Felix Magath auf Usedom beschwerdefrei überstanden. Sein Berater RoIand Kopp, Mitarbeiter der Agentur Wolfgang Vöge, sagt sogar: „Isaac ist topfit. Er hat sich noch nie so gut gefühlt.“
Bader: "Wollen keine Ablöse zahlen"
Dem widersprach Club-Trainer von Heesen gestern nach dem ersten Training Boakyes in Nürnberg nicht: „Er hat gut trainiert.“ Und: „Er würde keine Anpassungsprobleme bei uns haben.“ Absolute Anpassungsprobleme gibt es indes zwischen den Gehaltsstrukturen in Wolfsburg und Nürnberg. Bader: „Nach dem Probetraining kehrt Boakye nach Wolfsburg zurück, und wir werden dann mit Felix Magath das Finanzielle besprechen.“ Wobei die Linie des Club in diesem Fall klar ist. Bader: „Wir wollen keine Ablöse bezahlen – und vom Gehalt her sieht es bei uns auch anders aus.“
Will heißen: Damit Wolfsburg Isaac Boakye – er hat noch einen Vertrag bis 2009 – von der Gehaltsliste bekommt, soll der VfL einen Teil der Entlohnung des Stürmers weiter übernehmen. Klingt frech, aber der Club hat bei dem Poker um Boakye laut Bader überhaupt keinen Druck. Im Gegensatz zu Magath. „Felix muss langsam ein paar Spieler loswerden“, sagt ein VfL-Kenner. Wobei zuallererst Boakyes Knie mitspielen muss. Eberhardt Ergenzinger
