Platzreservierung in der S-Bahn? Service wird kaum genutzt

S-Bahn fahren und dafür einen Platz reservieren: Diesen Service testet die Bahn seit einem halben Jahr in Nürnberg. Technische Probleme bei der Buchung sind inzwischen behoben, doch die Nachfrage fällt trotzdem eher bescheiden aus.
von  dpa
Nürnberg ist bundesweit die einzige Stadt, die eine Sitzplatzreservierung in der S-Bahn anbietet.
Nürnberg ist bundesweit die einzige Stadt, die eine Sitzplatzreservierung in der S-Bahn anbietet. © dpa

Nürnberg - Nach längeren Startschwierigkeiten wird die bundesweit einmalige Sitzplatzreservierung in der Nürnberger S-Bahn inzwischen durchschnittlich jeden Tag genutzt.

Im Juni und Juli zählte die Bahn jeweils rund 40 Reservierungen für eine einmalige Fahrt mit der S-Bahn in der Frankenmetropole. Damit werde das Angebot vor allem von Kleingruppen "gut angenommen", teilte ein Sprecher mit. Die Platzreservierung für eine einmalige S-Bahn-Fahrt wird bislang nur in Nürnberg getestet - sie kostet einen Euro pro Fahrt. Als Jahresabo gibt es eine Platzreservierung bereits in anderen Städten.

Gestartet war die Sitzplatzreservierung bereits im Februar. Doch zunächst gab es technische Schwierigkeiten bei der Buchung am Fahrscheinautomaten. Diese konnten erst im Juni behoben werden. Bis dahin war die Reservierung vor allem über das Reisezentrum möglich. Über App oder Internet-Browser können S-Bahn-Nutzer erst im nächsten Jahr einen Sitzplatz für eine einmalige Fahrt reservieren.

Von Abo-Kunden sei das Angebot in Nürnberg bisher nur vereinzelt nachgefragt worden, teilte der Sprecher weiter mit. "Im September starten wir deshalb eine Aktion, um auf das Serviceangebot hinzuweisen." Dann sollen Plakate in den S-Bahnen hängen und Briefen an Abo-Kunden Handzettel beigelegt werden. Als Jahresabo kostet der feste Sitzplatz 40 Euro. Gerade viele Pendler hätten sich gewünscht, sich jeden Tag an den gewohnten Sitzplatz setzen zu können, hatte DB Regio Bayern zur Einführung des Angebots vor rund einem halben Jahr erklärt.

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Im Regionalverkehr gibt es Sitzplatzreservierungen schon länger auf mehreren Strecken – etwa in der Werdenfelsbahn, im Main-Spessart-Express oder im Fugger-Express. Im Regionalverkehr zählt die Bahn bayernweit etwa 2.300 Reservierungen im Monat.

S-Bahn: Das spricht gegen eine Sitzplatzreservierung

Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht Sitzplatzreservierungen in S-Bahnen kritisch. "Der oft kurze Halteabstand mit entsprechend häufigem Fahrgastwechsel stellt die Sinnhaftigkeit aus unserer Sicht in Frage", sagte der Vize-Vorsitzende Lukas Iffländer. Da es in S-Bahnen außer dem Fahrer in der Regel zudem kein Personal gebe, könne es schwierig sein, eine Reservierung gegenüber einem renitenten Fahrgast durchzusetzen, der sich weigert, einen reservierten Platz freizugeben. "Dass die Online-Buchung nicht zeitgleich mit dem eigentlichen Angebot eingeführt wird, ist ein Offenbarungseid über den IT-Zustand der Deutschen Bahn", sagte Iffländer weiter. Mehrere historisch gewachsene Systeme existierten hier nebeneinander.

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