Pizzabäcker betrog den Staat um 800 000 Euro

Ein Nürnberger (42) machte Rekordumsätze mit Lieferdiensten und trickste den Fiskus jahrelang aus, bis er durch Zufall aufflog – am Montag steht er vor Gericht.
von  Abendzeitung

Ein Nürnberger (42) machte Rekordumsätze mit Lieferdiensten und trickste den Fiskus jahrelang aus, bis er durch Zufall aufflog – am Montag steht er vor Gericht.

NÜRNBERG Nicht zu fassen: Die Gastronomie-Branche jammert über die schlechten Zeiten, doch für manche clevere Imbissbuden-Besitzer oder Pizza-Dienste liegen die Millionen offenbar am Straßenrand: Noch läuft der Prozess gegen ein äußerst erfolgreiches türkisches Ehepaar, das mit Nürnbergs ältestem und ersten Döner-Imbiss-Stand sowie einer Fladenbrotbäckerei reich wurde und fast 600000 Euro an hinterzogenen Steuern nachzahlen soll.

Heute steht schon der nächste Fall an: Vor dem Nürnberger Landgericht muss sich der Betreiber eines bekannten Pizza-Lieferdienstes wegen Steuerbetrugs verantworten: Es geht um über 800000 Euro binnen vier Jahren – ein stolzer Betrag!

Der angeklagte Gastronom (42) hatte drei Filialen in Nürnberg, Erlangen und Fürth. Und schaffte es – angeblich wegen Depressionen – jahrelang nicht, überhaupt Steuererklärungen zu machen oder sie richtig auszufüllen.

In seinem speziellen Fall musste kein Betriebsprüfer aufwändige Kalkulationen anstellen, um auf annähernd wahre Umsätze zu kommen.

Aus Versehen tauchten unterschiedliche Rechnungen auf

Nein, die Sache war einfacher, wenn auch nicht weniger dreist angelegt: Der Zutaten-Lieferant des Pizza-Dienstes hatte für seinen Kunden gefälligerweise rund die Hälfte seiner ausgestellten Rechnungen nicht über das offizielle Geschäftskonto, sondern über ein geheimes Zweitkonto laufen lassen.

So konnte der Pizzadienst seine bei der Steuererklärung nicht angegebenen Umsätze auch durch offiziell geringere Wareneinkäufe verschleiern.

Aber da aus Versehen unterschiedliche Rechnungen bei dem einen auftauchten und bei dem anderen nicht – schöpfte der Fiskus beim Abgleich in einer Betriebsprüfung Verdacht.

Nach bekannten Richtsätzen für die Gastronomie wurden die wahrscheinlichen Umsätze hochgerechnet und vom Pizzadienst-Inhaber auch anerkannt. Deshalb steht auch heute ein kurzer Prozess an – vielleicht sogar mit einer Bewährungsstrafe.

Anders lag der Fall bei einem Pizzabäcker aus Lauf, der vor kurzem am Nürnberger Landgericht zwei Jahre Gefängnis erhielt, obwohl es hier „nur“ um einen Steuerbetrug von rund 100000 Euro ging.

Doch dieser Wirt war einschlägig vorbestraft, hatte aber unbeeindruckt weiter gemacht. Sein Trick: Er trug pro Monat immer nur die Hälfte der täglichen Umsatzbons im Kassenbuch ein. Die überschüssigen Einnahmen zahlte er auf das Konto einer Nichte in Italien ein, für das er Vollmacht hatte.

Bis ihn ein verärgerter Kellner beim Finanzamt anschwärzte. Die Fahnder konnten den Schmu schnell nachweisen: Die fortlaufende Nummerierung der vorgelegten Umsatzbons war ja immer wieder unterbrochen. Christa Schamel

Wie arbeiten die Betriebsprüfer vom Finanzamt? Erfahren Sie mehr in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Montag, 14. Juli.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.