Pilot hing in der Luft: Gleitschirmflug in den Tod

Schreckliches Drama im Ostallgäu: Weil er vor dem Start am Tegelberg offenbar vergessen hatte, die Beingurte zu schließen, rutscht ein 19-Jähriger aus den Schlaufen seines Gleitschirms in den Tod
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ein Gleitschirmflieger am Tegelberg (Archivbild)
imago Ein Gleitschirmflieger am Tegelberg (Archivbild)

FÜSSEN - Schreckliches Drama im Ostallgäu: Weil er vor dem Start am Tegelberg offenbar vergessen hatte, die Beingurte zu schließen, rutscht ein 19-Jähriger aus den Schlaufen seines Gleitschirms in den Tod

Eine Viertelstunde klammerte sich Franz W. an die Gurte seines Gleitschirms – verzweifelt und in Todesangst: Der 19-Jährige Pfrontener hatte beim Start am Tegelberg offenbar vergessen, die Beinschlaufen zu schließen. Überm Forggensee rutschte er aus dem Gurtzeug und schlug aus mindestens 50 Metern Höhe auf dem Wasser auf. Rettungskräfte konnten den angehenden Elektroniker am Sonntagnachmittag nur mehr tot bergen (AZ berichtete).

Franz W. war ein begeisterter Gleitschirmflieger, nahm an Wettkämpfen teil, war Fluglehrer und kümmerte sich bei seinem Verein Stratos um die Jugendarbeit. Er selbst hatte mit 16 mit der Gleitschirmfliegerei angefangen. Der Tegelberg war für den angehenden Elektroniker wie ein zweites Zuhause. Oft war er von dort aus zu Rundflügen gestartet. „Er war ein erfahrener Pilot und kannte sich mit der Ausrüstung bestens aus“, sagt Kirsten Albert von der Flugschule Tegelberg. Möglicherweise war es diese Routine, die Franz leichtsinnig werden ließ.

Am Start in 1720 Metern herrschten ideale Flugbedingungen. Franz und sein Begleiter mussten sich in der Schlange der Gleitschirmflieger am Start anstellen. Die beiden jungen Männer checkten ihre Ausrüstung. Und dabei muss Franz wohl entgangen sein, dass die Beingurte nicht geschlossen waren.

Sekunden nach dem Start merkte Patrick, dass etwas nicht stimmt. Nur mit den Achseln hing er in den Gurten, die Beine pendelten frei in der Luft. Sein Freund sah, wie der 19-Jährige mit den Beinen strampelte. Offenbar versuchte er sich auf den Sitzgurt in seinem Rücken hochzuziehen – der 19-Jährige schaffte es nicht. Sein Freund musste hilflos zusehen, wie Franz um sein Leben kämpfte.

Etwa 20 Minuten dauert der Flug vom Tegelberg zum Landeplatz auf 850 Metern. „Mit der Steilspirale schafft man es in 10 Minuten“, sagt Kirsten Albert – wenn der Schirm voll funktionsfähig und steuerbar ist. Doch Franz hing nur in den Gurten. „Er musste sich während des gesamten Fluges nur mit den Händen festhalten“, so Polizeisprecher Edgar Schneele. 15 Minuten lang.

Über dem Forggensee rutschte der 19-Jährige vor Augenzeugen aus dem Gurt. Ob ihn die Kräfte verlassen haben oder ob er sich absichtlich fallen ließ, um sich im Wasser nicht in den Schirmleinen zu verheddern, ist unklar. Der Sturz aus 50 bis etwa 80 Metern war tödlich. „Aus dieser Höhe ist das Wasser beim Aufprall hart wie Beton“, betonte ein Sprecher der Polizei.

Ralph Hub, John Schneider

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.