Philologenverband fürchtet Lehrermangel an Gymnasien

An den Grund- und Hauptschulen in Bayern ist der Lehrermangel schon Realität. Das Ministerium hat deshalb für viele Pädagogen Mehrarbeit angeordnet. Nun warnt der Philologenverband vor dem nächsten Engpass. Im Landtag wird deshalb teils heftig diskutiert.
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Eine Lehrerin schreibt an die Tafel. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
dpa Eine Lehrerin schreibt an die Tafel. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

München (dpa/lby) - Nach den gravierenden Engpässen an Grund- und Mittelschulen fürchtet der bayerische Philologenverband (bpv) auch an den Gymnasien einen kräftigen Lehrermangel. Mit Blick auf aktuelle Zahlen sagt der bpv-Vorsitzende Michael Schwägerl: "Der Schweinezyklus ist wieder da." Aufgrund schlechter Einstellungschancen in den vergangenen Jahren gebe es nun zu wenige Studenten und Referendare. "In fünf Jahren brauchen wir aber allein für das neue G9 rund 1500 Lehrkräfte zusätzlich."

Nach bpv-Zahlen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, bekamen zum neuen Halbjahr zwar mit 200 jungen Frauen und Männern etwas mehr Absolventen eine Planstelle als in den Vorjahren. Jedoch hätten heuer nur rund 530 Nachwuchskräfte ihr Referendariat abgeschlossen - nach knapp 630 im Jahr 2019 und gut 710 im Jahr 2018. Auch die Zahl der Studenten sei rückläufig: Gab es 2012, zum Beginn der Phase schlechter Jobchancen am Gymnasium, bayernweit noch mehr als 18 500 Studierende für das Lehramt an Gymnasien, so waren es 2017 nur noch knapp 13 000.

"Immer noch ist kein vorausschauendes Konzept zu erkennen. Dabei verliert der Staat knapp die Hälfte aller Absolventen in diesem Einstellungszyklus, und später werden uns diese Lehrer dann fehlen", klagt auch Quirin Borchert, der Vorsitzende der Referendar- und Jungphilologenvertretung. Der bpv fordert, die integrierten und mobilen Lehrerreserven an den Gymnasien auszubauen und vorausschauend einzustellen. "Wenn wir jetzt jedes Jahr 250 zusätzliche Lehrkräfte einstellen, binden wir die jungen Kolleginnen und Kollegen an den Freistaat und haben 2025 kein Problem mit dem Lehrermangel", betont Schwägerl.

Auch der bayerische Realschullehrerverband forderte am Mittwoch, zum neuen Schuljahr mindestens 550 Referendare und Bewerber von der Warteliste einzustellen. "Wir brauchen eine zukunftsorientierte Personalplanung. Hier kann ein klarer Einstellungskorridor zukünftig drohende Personalengpässe abwenden", betonte der Vorsitzende Jürgen Böhm. Er machte zugleich klar: "Jegliche Mehrbelastung und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen lehnen wir vehement ab."

Für großen Aufruhr unter den bayerischen Lehrern hatten die jüngst angekündigten Maßnahmen für Grund- und Mittelschullehrer gesorgt. Um den Lehrermangel aufzufangen, sollen Grundschullehrer ab September vorübergehend eine Stunde mehr unterrichten, die später ausgeglichen wird. Viele Teilzeitler müssen aufstocken, ein vorgezogener Ruhestand wird erst mit 65 Jahren genehmigt, und Sabbatjahre sind gestrichen.

Im Landtag gab es deshalb am Mittwoch eine teils hitzige Auseinandersetzung zwischen Koalition und Opposition. Die Lehrer sollten die Zeche zahlen für eine verfehlte Personalpolitik über Jahre hinweg, kritisierte die SPD. Die Grünen klagten, Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sei den großen Problemen nicht gewachsen.

Piazolo wies die Kritik zurück und verteidigte die angekündigten Maßnahmen. "Es geht um die Schüler. Die Schülerinnen und Schüler stehen im Mittelpunkt." Es gehe nun darum, den Lehrerbedarf zu garantieren. Man müsse jetzt handeln - nicht wenn es zu spät sei.

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