"Phantomhotel" in Touristen-Hotspot in Bayern: Warum dieses Megaprojekt für Ärger sorgt

Bischofswiesen - Dass das Megaprojekt in Bischofswiesen, ein von Investoren getragenes alpines Dorf mit mehreren Häusern und 120 Zimmern, irgendwann doch noch Realität wird, daran glaubt Bartl Wimmer, Vorsitzender der Tourismusregion Bergerlebnis Berchtesgaden, derzeit nur bedingt und äußert sich kritisch.
Auf vier Hektar Bischofswieser Bestlage soll das Alpindorf entstehen, noch steht auf einem Teil des Geländes die alte Kurklinik Stanggaß. Die ist seit 26 Jahren außer Betrieb und verfällt. Bartl Wimmer hat das Projekt kürzlich als "Phantomhotel" bezeichnet. Aus den Worten Wimmers wird deutlich: Ein alpines Dorf ist nicht das Optimum, das er sich hier wünscht – nicht in diesen Zeiten. Obwohl Wimmer der Tourismuschef der Region ist. "Wir brauchen Wohnraum, kein Hotel", so hatte sich einst auch Grünen-Gemeinderat Michael Sturm geäußert.
Alpines Dorf in Bischofswiesen: "Jeder Hotelneubau ohne Mitarbeiterhaus ist ein Fake-Projekt"
Im Gemeinderat von Bischofswiesen war das Alpindorf-Projekt bereits Thema. Viele Fragen folgten daraufhin. Zum Beispiel dazu, wo man die bis zu 200 angedachten Arbeitskräfte unterbringen will. "Jeder Hotelneubau, der heutzutage ohne Mitarbeiterhaus erfolgt, ist ein Fake-Projekt." Die deutliche Meinung ist jene von Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp, die er während der Vorstellung einer wissenschaftlichen Studie der Universität Eichstätt-Ingolstadt im Alpen-Congress in Berchtesgaden kundtut. Zur Nachbargemeinde Bischofswiesen und dem dortigen Hotelprojekt möchte er sich nicht äußern.
Klar ist: Mitarbeiter brauchen ein Dach über dem Kopf. Als das alpine Dorf im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, gab es große Zustimmung, aber auch noch viele Bedenken unter den Bürgervertretern. Mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit und einigen abgesprungenen Investoren sind die Zweifel gewachsen, dass aus großen Worten auch Taten folgen. Bischofswiesens Bürgermeister Thomas Weber äußert sich noch verhalten. "Das Projekt nimmt konkrete Formen an", bestätigt Weber am Freitag. Sein Geschäftsleiter ergänzt, man befinde sich "in einem Abstimmungsprozess mit dem Investor". Sobald für die Öffentlichkeit "relevante Fakten" vorliegen, werde diese informiert.
Phantomhotel bei Berchtesgaden: Wer ist eigentlich der Eigentümer?
Genau ein Jahr liegt es zurück, da sollten bereits die ersten Baufahrzeuge rollen und auf dem künftigen Hotelareal Ordnungsmaßnahmen stattfinden, der Gehölzrückschnitt etwa. Die Ankündigung dazu war ein paar Monate zuvor vom Planer selbst gemacht und von einem der Hauptverantwortlichen bestätigt worden: Ein erster Schritt auf einer langen Reise zu einem alpinen Dorf im höherpreisigen Segment. Passiert ist die Aufräumaktion am Ende nicht.
Noch immer ist öffentlich zudem nicht ganz klar, wer eigentlich Eigentümer ist, seitdem das Grundstück verkauft wurde. Beteiligte gibt es viele, die Firmenstrukturen sind verflochten. Mehrere deutsche Unternehmen sind daran beteiligt, einige Schweizer Konzerne, erfährt man aus dem Bischofswieser Gemeinderat. Der vertretungsberechtigte Verantwortliche ist Renè Wilms, CEO der "Unique Hotels & Resorts" aus Luzern.
Ende 2024 könnte mit dem Bau begonnen werden
Fragt man ihn nach dem Stand der Dinge, ist die Antwort deutlich, aber knapp: Das Hotel kommt, "alles bestens", die Planung laufe, man komme gut voran. Klar ist: Die ganze Sache fällt in schwierige Zeiten. Weitere Details will Wilms nicht nennen und verweist an die Gemeinde. Mit dieser werde ein reger Austausch gepflegt, die Zusammenarbeit sei gut. Selbiges bestätigt man in Bischofswiesens Verwaltung. Eine Antwort liefert Wilms dann aber doch: In Sachen Arbeits- und Fachkräfte mache er sich keine Sorgen, weder was Wohnen noch Personal angeht: "Das haben wir alles im Griff."
Die angespannte Wohnsituation möchte die Gemeinde durch ein Neubauprojekt wie dieses nicht anheizen. In diese Richtung hatten sich bereits mehrere Gemeinderäte geäußert, allerdings die Minderheit. Laut Planungen aus dem vergangenen Jahr sollen die Ausarbeitung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans und die Durchführung des Verfahrens rund zwei Jahre in Anspruch nehmen. Demnach könnte Ende 2024 oder Anfang 2025 mit dem Bau begonnen werden. Der soll bis zu zweieinhalb Jahre dauern. Zeitnah wird es ein Treffen zwischen Verantwortlichen, Planern, Gemeindemitarbeitern und der Nachbarschaft geben.