Pfusch am Bau? 28 Hausbesitzern geht’s nass rein
Albtraum im Eigenheim: Feuchtigkeit unterm Dach und mangelhaft montierte Toiletten. Jetzt klagen die Eigentümer gegen den Fürther Bauträger.
NÜRNBERG/FÜRTH Es ist der sehnlichste Traum vieler Deutschen: ein eigenes Haus. Doch für etliche Fürther wurde er zum Albtraum! Sie kauften sich vor fünf Jahren Reihenhäuser in der Dr.-Meyer-Spreckels-Straße beim Südstadtpark. Das Angebot des Bauträgers Kleeblatt Wohnbau GmbH & Co. KG schien unschlagbar: rund 200000 Euro für ein Niedrig-Energie-Reihen-Haus.
Doch wenige Monate nach dem Einzug stellten Käufer wie Familie Herb schon 2005 gravierende Mängel fest: „Im ersten Winter hatten wir unterm Dach in der Wand Wasser.“ Herb forderte die Kleeblatt Wohnbau zur Beseitigung des Mangels auf. Doch der Bauträger schickte ihm einen Brief, in dem das richtige Lüften erklärt wurde. „Unsinn“, sagt Herb zur AZ. „Wir lüften immer viel.“
Seitdem ist ein heftiger Streit zwischen der Familie und der Kleeblatt Wohnbau entbrannt, der nun vor Gericht entschieden werden muss. Unglaublich: Die Feuchtigkeit unterm Dach hatte nicht nur Familie Herb – sondern viele Eigentümer der Reihenhäuser. „Deshalb klagen nun 28 Parteien auf Mängelbeseitigung“, sagt Herb.
Ein Gerichts-Gutachter (Aktenzeichen 6 O 11360/07 6), hat bereits ausgesagt, dass das Dach „momentan nicht regensicher“ sei. Und dass die Flug-, Schnee- und Treibregensicherheit nicht gewährleistet seien. Doch der Streit wird wohl trotz dieser Aussage weitergehen: Noch ist unklar, wer genau Schuld hat.
Die Toilette im Erdgeschoss war mangelhaft montiert
Doch Familie Herb ist nicht nur wegen ihres Daches sauer auf Kleeblatt Wohnbau: Eskaliert ist der Dauerstreit, als 2008 die Toilette im Erdgeschoss zu schaukeln anfing. „Das Ding war mangelhaft montiert“, meint Herb. Der Familienvater beschreibt die Folgen: Wasser lief aus, zog die Wände hoch. „Auf meine Beschwerden hat niemand reagiert“, sagt er enttäuscht. Erst nach Wochen kam im November eine Sanitär-Firma vorbei. „Mit den Fingern konnten die durch die Trockenbau-Wand bohren, so feucht war die!“
Die Monteure bauten das Klo ab. Seitdem steht es nutzlos auf dem Boden herum. Gegen die Feuchtigkeit in den Wänden kam eine Trocknungsfirma ins Haus.
Dann der Schock für Herb: Kaum war sein Haus wieder trocken, fing die Toilette im Obergeschoss an zu knacken. Um ein Herausbrechen aus der Wand zu verhindern, legte er einen Stein unters Klo. Doch trotzdem rann schon wieder Wasser die Wände hinunter. Auf dem Höhepunkt seines Martyriums musste er mit seiner Familie zwei Tage ganz ohne Toilette auskommen. Dann wurde zumindest die im ersten Stock repariert – provisorisch.
Auch die Erlebnisse der Familie Herb mit den Toiletten sind kein Einzelfall in der Fürther Siedlung im Südpark. Etliche Nachbarn haben damit zu kämpfen. Auch sie haben Steine oder Bretter unter ihre Toilettenschüsseln geklemmt, damit sie nicht aus der Trockenbauwand brechen. Und auch sie vermuten Pfusch. Bei einem Nachbarn traten die Probleme mit dem Klo schon kurz nach dem Einzug auf.
Trotz vieler Beschwerden ist jahrelang nichts geschehen
Besonders wütend macht Herb und andere Bewohner der Siedlung, dass trotz ihrer Beschwerden jahrelang nichts geschehen ist. So ist die Familie vor Gericht gezogen, hat ein Beweissicherungsverfahren eingeleitet – um zu verhindern, dass die fünfjährige Verjährungsfrist verstreicht, und der Bauträger nicht mehr für die Mängel zur Verantwortung gezogen werden kann.
Der Geschäftsführer von Kleeblatt Bau, Daniel Frischbier sagt dagegen, dass man sich sehr wohl um Beseitigung der Mängel bemüht habe – nur hätte beispielsweise die Familie Herb die Reparatur verweigert. Dazu der Anwalt der Familie Herb, Hans Trog: „Das war erst, als bereits das Beweissicherungsverfahrens lief. Wäre etwas geändert worden, dann wäre eventuell die Verjährung eingetreten. Und die Leute haben das Vertrauen verloren, dass die Nachbesserungen, die freiwillig geschehen, auch nachhaltig ausgeführt werden.“
Warum so viele Dächer Probleme mit Wasser in den Wänden haben, warum die Probleme jetzt, rund fünf Jahre nach dem Bau der Häuser noch nicht behoben sind, warum das Problem bei etlichen Toiletten auftrat – dazu wollte sich Frischbier nicht äußern. Er berief sich auf das Beweissicherungsverfahren, das laufe. Statt dessen wollte er der AZ die Berichterstattung verbieten.mm
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