Pflegeheim-Schließung in Augsburg: Die Mängel-Meldestelle

Nach anhaltender Kritik ist ein umstrittenes Pflegeheim in Augsburg geschlossen worden. Welche Lehren der Gesundheitsminister zieht, was er ankündigt.
von  dm, rus
Geparkte Autos sind vor dem Pflegeheim in Augsburg zu sehen. Nach der Schließung der Einrichtung - unter anderem wegen Mängeln in der Betreuung - startet Bayerns Gesundheitsminister Holetschek (CSU; kl. Bild) eine Offensive zur Verbesserung des Schutzes der Bewohnerinnen und Bewohner solcher Heime.
Geparkte Autos sind vor dem Pflegeheim in Augsburg zu sehen. Nach der Schließung der Einrichtung - unter anderem wegen Mängeln in der Betreuung - startet Bayerns Gesundheitsminister Holetschek (CSU; kl. Bild) eine Offensive zur Verbesserung des Schutzes der Bewohnerinnen und Bewohner solcher Heime. © Matthias Balk/dpa

Augsburg - Aufgrund der sich zuspitzenden Ereignisse in den vergangenen Tagen", so formuliert es die Stadt Augsburg in einer Mitteilung vom Samstag, habe sich die Schließung des Seniorenheims in der Ebnerstraße im Stadtteil Oberhausen "als letzte Konsequenz für die Einrichtung abgezeichnet".

Massive Versorgungs- und Betreuungsmängel

In dem Heim waren durch BR-Berichte massive Versorgungs- und Betreuungsmängel öffentlich bekannt geworden - und zuletzt gab es dort auch noch einen größeren Coronaausbruch. Nun startet Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) eine Offensive zur Verbesserung des Schutzes der Bewohnerinnen und Bewohner solcher Einrichtungen. Diese hatte er bereits im Gespräch mit der AZ angekündigt.

Der Fünf-Punkte-Plan von Holetschek

Die jüngsten Vorwürfe zeigten, "dass wir uns die Strukturen und Kontrollen genau ansehen und handeln müssen". Konkret spricht Holetschek laut einer Mitteilung von einem "kurzfristigen Fünf-Punkte-Plan".

Damit meint er eine "Pflege-SOS-Anlaufstelle" bei Missständen, ein Expertengespräch, ein Gutachten als Handreichung zur Verbesserung der Strukturen, eine stärkere Einbindung der Task-Force Infektiologie - Steuerungsstelle Pflege beim LGL sowie schnelle Sofortmaßnahmen bei Mängeln, so die Mitteilung. "Außerdem werden wir die rechtlichen Grundlagen stärken."

Alle Bewohner sind verlegt worden

In Augsburg seien nun alle 86 Bewohnerinnen und Bewohner verlegt, Fachkräfte nicht mehr vor Ort. "Die Schließung des Hauses ist endgültig und wurde der Heimleitung von der Heimaufsicht mitgeteilt", teilte die Stadtverwaltung mit. "Damit ist in dieser Einrichtung und unter dieser Leitung keine Pflegetätigkeit mehr möglich", erklärte Gesundheitsreferent Reiner Erben.

Was hat es mit der "Pflege-SOS-Anlaufstelle" auf sich? Sie soll für das Melden von Missständen geschaffen werden. "Deshalb werden wir im Lauf des März eine bayernweit gültige Telefonnummer und Kontaktstelle unter dem Motto ‚Pflege SOS' beim Landesamt für Pflege einrichten", so der Minister.

Schwachstellen sollen identifiziert werden

Noch in diesem Frühjahr solle ein Expertengespräch zur Qualität der Pflege stattfinden. Ein externes Expertengutachten soll die Strukturen in der bayerischen Pflege beleuchten und gegebenenfalls Schwachstellen identifizieren.  Wenn sich Vorwürfe bestätigten, müsse das klare Konsequenzen haben. Morgen wird das Ministerium dem Gesundheitsausschuss des Landtags zu den Vorgängen in Augsburg Auskunft geben.

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