Pflege-Schock: Warum bleiben Horror-Heime unbekannt?

Die Nürnberger Rathaus-Politiker proben den Aufstand gegen die Geheimniskrämerei bei den Heimen. Sie sprechen vielen Bürgern aus der Seele, wenn sie jetzt fordern: Sagt uns endlich die Wahrheit über den Altenheim-Horror!
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Horror-Pflege: Rathaus-Politiker fordern, die Namen der Schwarzen Schafe müssen veröffentlicht werden.
AP 3 Horror-Pflege: Rathaus-Politiker fordern, die Namen der Schwarzen Schafe müssen veröffentlicht werden.
Missstände vorhanden, aber wo? Stadtrat Peter Bielmeier (CSU)
bayernpress 3 Missstände vorhanden, aber wo? Stadtrat Peter Bielmeier (CSU)
Schwarze Schafe nennen: Gabriele Penzkofer-Röhrl (SPD).
Berny Meyer 3 Schwarze Schafe nennen: Gabriele Penzkofer-Röhrl (SPD).

Die Nürnberger Rathaus-Politiker proben den Aufstand gegen die Geheimniskrämerei bei den Heimen. Sie sprechen vielen Bürgern aus der Seele, wenn sie jetzt fordern: Sagt uns endlich die Wahrheit über den Altenheim-Horror!

NÜRNBERG Tatsache ist: Selbst die Mitglieder des Gesundheits-Ausschusses, die politisch für die Kontrolle der Heime zuständig sind, bekommen im Bericht der städtischen Heimaufsicht, der jetzt wieder schlimme Zustände in den Einrichtungen dokumentierte, keinen einzigen Namen zu lesen!

„Wir waren geschockt“, sagt Gabriele Penzkofer-Röhrl, die Vize-Chefin der SPD-Fraktion, über den Inhalt des Berichts. „Es muss in Zukunft irgendwie möglich sein, die Schwarzen Schafe in den Prüfberichten der Heimaufsicht oder des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) auch namentlich zu nennen“, so die SPD-Politikerin. Nur so sei es möglich, die Heimträger zu einem Wettbewerb in Sachen Pflege-Qualität zu zwingen. Nach dem Motto: Was beim Gammelfleisch-Skandal möglich war, muss erst recht bei Menschen möglich sein!

Aufnahmestopp: Keine Informationen für die Angehörigen

Realität ist aber leider, dass die Behörden – aus Datenschutz-Gründen – auf Anonymität bestehen. Parade-Beispiel ist der tragische Tod einer Nürnberger Heimbewohnerin im September 2007. Die alte Dame war in den zu breiten Spalt zwischen Pflegebett und Bettgitter gerutscht, mit dem Kopf steckengeblieben und erstickt. Die Heimaufsicht verhängte einen Aufnahmestopp, weil sich noch mehr Betten in der Einrichtung als lebensgefährlich für die alten Menschen erwiesen. Über den Aufnahmestopp musste der Betreiber nach Auskunft des Sozialministeriums aber nicht einmal die Angehörigen der Bewohner informieren!

Auch CSU-Stadtrat Peter Bielmeier kann nach Lektüre des Heimberichts nur konstatieren, dass bei den Fixierungs-Maßnahmen in Nürnberger Heimen noch einiges im Argen liegt. Wo genau, weiß aber auch er nicht: „Namen stehen in meinem Bericht ja leider nicht drin.“

Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Zwar soll am 1. August das neue bayerische Pflegequalitätsgesetz in Kraft treten, das öffentliche Berichte von Heimaufsicht und MDK vorsieht. Aber wirklich zu lesen bekommen werden wir die ersten Prüfberichte erst nach dem 1.Januar 2011! Grund: Bis dahin soll für alle 96 Heimaufsichts-Behörden in Bayern ein einheitlicher „Prüfleitfaden“ erarbeitet werden. „Nur wirklich vergleichbare Prüfberichte können veröffentlicht werden“, so das Sozialministerium. Sonst könne es zu Wettbewerbs-Nachteilen kommen. W. Vennemann

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