Pfiffe gegen Eigler – Oenning nimmt den Stürmer in Schutz

Club-Trainer gehen die ständigen Schmähungen der Fans gegen einen der Aufstiegs-Helden auf die Nerven, aber: „Ich will hier niemanden erziehen“
NÜRNBERG Nach dem mühsam eingefahrenen ersten Dreier beim 1:0 gegen Gladbach, gilt es für den Club nun bei Bayern München am Samstag zu bestehen. Egal wie: „Wir fahren da nicht hin, um uns vorführen zu lassen“, zeigt sich Michael Oenning selbstbewusst (AZ berichtete). Doch Oenning ärgert sich trotz des ersten Sieges auch gewaltig – über die Pfiffe gegen Christian Eigler!
Als der FCN-Trainer in der 78. Minute seine Solo-Spitze für Angelos Charisteas auswechselte, schallte Eigler ein derart gellendes Pfeifkonzert von den Rängen entgegen, dass ihm noch in der Kabine die Ohren geklingelt haben dürften. Für Oenning ein Unding: „Das gefällt mir gar nicht. Daran müssen wir arbeiten“, nimmt er seinen Stürmer gegen die harte Kritik in Schutz. Fakt ist: Es war Eigler, der per Maßflanke auf Peer Kluge in der sechsten Minute den ersten Heimsieg der Saison eingeleitet hatte.
Choupo-Moting: "Bei Stürmern ist eben manchmal der Wurm drin"
Für die Fans ist Eigler schon geraume Zeit der Sündenbock. Die Vorwürfe vieler Anhänger: Eigler sei für die Bundesliga zu langsam und zu eigensinnig. Immerhin, seinen Egoismus bestätigte Eigler gegen Gladbach in der 23. Minute wieder einmal, als er den Ball weit über den Kasten gen Nordkurve ballerte, anstatt einfach auf den deutlich besser positionierten Marek Mintal quer zu legen.
„Bei Stürmern ist eben manchmal der Wurm drin“, kennt auch Sturmkollege Eric Maxim Choupo-Moting das Problem. „Teilweise denkt man zu viel nach, und manchmal ist es auch nur Pech.“ Für den Trainer ist Eiglers Pechsträhne aber noch lange kein Grund, den 25-Jährigen abzuwatschen: „Wenn ein Stürmer eine Entscheidung nimmt und schießt, ist das okay. Auch dann, wenn im Nachhinein ein Abspiel vielleicht besser gewesen wäre.“ Soll heißen: Eine gesunde Portion Egoismus ist bei seinen Stürmern durchaus erwünscht. Und gerade bei seinem Mann für die wichtigen Tore auch angebracht. Immerhin hatte sein umstrittener Knipser nicht nur wegen seiner beiden wichtigen Tore in der Relegation gegen Cottbus einen großen Anteil an der Rückkehr in die Bundesliga.
Oenning: "Es gibt keine Lex Eigler"
Besonders irritiert ist Oenning bezüglich der Absender der Schmähungen: „Es ist schon merkwürdig, dass die Pfiffe vor allem von der Haupttribüne kamen. Die Leute sollten sich vielleicht auch mal selbst hinterfragen.“ Allerdings: „Es gibt keine Lex Eigler“, betont Oenning und stellt klar: „Ein Stadion ist ein freier Raum. Ich will hier niemanden erziehen.“ Vielleicht wär’s manchmal aber angebracht.K. Kaufmann, MaC
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