Petition an den Landtag: Müssen die "Mohren" weg?

Eine Petition an den Landtag fordert, Wappen zu ändern, in denen sich solche Darstellungen finden. Davon gibt es viele.
Klaus Wiendl, Mirjam Uhrich |
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Der "Coburger Mohr" ist auf Kanaldeckeln in der dortigen Innenstadt zu sehen. Petitionen streiten über die Änderung des Coburger, aber auch anderer Wappen von Städten, Landkreisen und Gemeinden. Neben der Stadt in Oberfranken tragen unter anderem auch der Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Eching, Mittenwald und der Landkreis Freising solche Darstellungen in ihren Wappen.
Der "Coburger Mohr" ist auf Kanaldeckeln in der dortigen Innenstadt zu sehen. Petitionen streiten über die Änderung des Coburger, aber auch anderer Wappen von Städten, Landkreisen und Gemeinden. Neben der Stadt in Oberfranken tragen unter anderem auch der Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Eching, Mittenwald und der Landkreis Freising solche Darstellungen in ihren Wappen. © Daniel Karmann/dpa/ho

Bayern - Die Rassismus-Debatte, nicht zuletzt ausgelöst durch die Protestbewegung "Black Lives Matter" in den USA, erreicht nun viele Kommunen in Bayern, von Coburg bis Mittenwald - und eine Petition gegen Mohren in Stadtwappen, etwa in Coburg, wurde beim Landtag eingereicht.

"Mohr" in Mittenwald allgegenwärtig

Vielerorts wird dafür gekämpft, den "Mohren" im Wappen zu entfernen, weil es sich um ein "rassistisches Motiv" handle.

In Mittenwald beispielsweise ist der "Mohr" überall zu finden: an der Ortseinfahrt, als Skulptur im Rathaus, an gestickten Hosenträgern der Trachtler und auf geweihten Fahnen von Vereinen.

Die Verehrung des "Heiligen Mauritius" seit 600 Jahren im Wappen zeige, "dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder Abstammung Heilige werden und damit für alle anderen Menschen ein Vorbild sein können", rechtfertigt sich der CSU-Ortsverband.

Petition: Motiv sei rassistisch und verletzend

Der Heilige Mauritius sei also ein Vorbild und kein "Stereotyp", wie eine Initiatorin behauptet, die den Bayerischen Landtag mit einer Petition befasst. Der "Mohr" als Motiv sei rassistisch, verletzend und eine kolonialistische Stereotype, heißt es in ihrem Schreiben. Die Darstellung beinhalte "ein falsches kolonialisiertes Bild der gesamten afrikanischen Bevölkerung".

Damit könnten, befürchtet die Bürgerin, Vorurteile gegen Schwarze entstehen beziehungsweise bestehende Vorurteile bekräftigt werden. Wann sich der Ausschuss für Eingaben und Beschwerden im Landtag mit der entsprechenden Petition befasst und welche Konsequenzen drohen, war nach Angaben einer Sprecherin diese Woche noch unklar.

Viele Kommunen in Bayern betroffen

Die Änderung von Wappen ist laut Gemeindeordnung grundsätzlich Aufgabe der Kommunen.

Angesprochen fühlen dürften sich etliche Kommunen Bayerns - von der Stadt Coburg über Freising, Eching, Unterföhring, Mittenwald und den gesamte Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Nicht nur ist der "Mohr" im Kreisort Garmisch Namensgeber eines Platzes und eines Hotels, der Kopf des Kronenträgers mit krausem Haar und dicken Lippen ziert auch das Landkreis-Wappen.

Entsprechend eindeutig reagiert Landrat Anton Speer (FW) in seiner Stellungnahme an das zuständige Innenministerium, die der AZ vorliegt.

FW-Landrat verteidigt die Darstellung

Er begründet detailliert die historischen Hintergründe des Wappens. Der "Mohr" symbolisiert demnach die Zugehörigkeit der Grafschaft Werdenfels zum Fürstbistum Freising. Diese dauerte vom 13. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Bereits seit 1962 bestehe das Wappen in seiner heutigen Form. "Die Darstellung des dunkelhäutigen Kronenträgers ist keineswegs rassistisch."

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Auch Historiker würden sie als Erkennungszeichen, nicht als Herabwürdigung bewerten. Speer spricht von einer "Identifikation" mit dem Landkreis und seiner Geschichte. Daher lehne er namens des Landkreises eine "Änderung des Wappens ab." Konsequenterweise müssten dann alle Wappen geändert und Geschichtsbücher umgeschrieben werden, die den "Coburger" oder "Freisinger Mohren" führen, "da es sich um eine Identifikation mit der Geschichte einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Landkreises handelt", schreibt Speer.

Wappen von Eching wird beibehalten

Dies würde seiner Ansicht nach dann auch für Unterföhring, Ismaning und das Landkreis-Wappen von Freising gelten. Dort ziert ein "gekrönter schwarzer Mohrenkopf mit rotem Ohrring" das Wappen.

Und in Eching "hat man keine Information", sagt Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) zur AZ, "dass der Mohr einen rassistischen oder diskriminierenden Hintergrund hat. Deshalb wird das Wappen so bleiben."

 

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6 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 16.10.2020 17:04 Uhr / Bewertung:

    Also langsam wird es absurd mit der Mohren-Diskussion. Und ich ahne schon, wo diese petition abrufbar ist. Ich glaube, die allerwenigsten Mohren-Darstellungen sind oder waren rassistisch gemeint. Man sollte das immer im betreffenden Fall im Kontext sehen, wie auch im Artikel geschildert.

    Alleine die Geschichte mit den Hl. drei Königen in Ulm erntet bei mir nur Kopfschütteln. Dabei kann man es argumentativ auch so sehen, dass damals schon "multikulti" praktiziert wurde.

    Und wunderbar der Auftritt des Wirtes (Afrikaner) des "zum Mohrenkopf" in Kiel bei "hart aber fair", der sich von den weißen Menschen nicht vorschreiben läßt, wann etwas rassistisch ist.
    Ich bin mal gespannt, wann eine Petition startet, die das Schiller-Zitat, "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan", aus der deutschen Sprache entfernen will.

  • eule75 am 16.10.2020 13:59 Uhr / Bewertung:

    Jetzt wird's kindisch!

  • Allacher am 16.10.2020 18:16 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von eule75

    Deutschland ist mittlerweile ein Kasperltheater. Gott sei Dank, der ist weiß

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