Petition an den Landtag: Müssen die "Mohren" weg?

Bayern - Die Rassismus-Debatte, nicht zuletzt ausgelöst durch die Protestbewegung "Black Lives Matter" in den USA, erreicht nun viele Kommunen in Bayern, von Coburg bis Mittenwald - und eine Petition gegen Mohren in Stadtwappen, etwa in Coburg, wurde beim Landtag eingereicht.
"Mohr" in Mittenwald allgegenwärtig
Vielerorts wird dafür gekämpft, den "Mohren" im Wappen zu entfernen, weil es sich um ein "rassistisches Motiv" handle.
In Mittenwald beispielsweise ist der "Mohr" überall zu finden: an der Ortseinfahrt, als Skulptur im Rathaus, an gestickten Hosenträgern der Trachtler und auf geweihten Fahnen von Vereinen.
Die Verehrung des "Heiligen Mauritius" seit 600 Jahren im Wappen zeige, "dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder Abstammung Heilige werden und damit für alle anderen Menschen ein Vorbild sein können", rechtfertigt sich der CSU-Ortsverband.
Petition: Motiv sei rassistisch und verletzend
Der Heilige Mauritius sei also ein Vorbild und kein "Stereotyp", wie eine Initiatorin behauptet, die den Bayerischen Landtag mit einer Petition befasst. Der "Mohr" als Motiv sei rassistisch, verletzend und eine kolonialistische Stereotype, heißt es in ihrem Schreiben. Die Darstellung beinhalte "ein falsches kolonialisiertes Bild der gesamten afrikanischen Bevölkerung".
Damit könnten, befürchtet die Bürgerin, Vorurteile gegen Schwarze entstehen beziehungsweise bestehende Vorurteile bekräftigt werden. Wann sich der Ausschuss für Eingaben und Beschwerden im Landtag mit der entsprechenden Petition befasst und welche Konsequenzen drohen, war nach Angaben einer Sprecherin diese Woche noch unklar.
Viele Kommunen in Bayern betroffen
Die Änderung von Wappen ist laut Gemeindeordnung grundsätzlich Aufgabe der Kommunen.
Angesprochen fühlen dürften sich etliche Kommunen Bayerns - von der Stadt Coburg über Freising, Eching, Unterföhring, Mittenwald und den gesamte Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Nicht nur ist der "Mohr" im Kreisort Garmisch Namensgeber eines Platzes und eines Hotels, der Kopf des Kronenträgers mit krausem Haar und dicken Lippen ziert auch das Landkreis-Wappen.
Entsprechend eindeutig reagiert Landrat Anton Speer (FW) in seiner Stellungnahme an das zuständige Innenministerium, die der AZ vorliegt.
FW-Landrat verteidigt die Darstellung
Er begründet detailliert die historischen Hintergründe des Wappens. Der "Mohr" symbolisiert demnach die Zugehörigkeit der Grafschaft Werdenfels zum Fürstbistum Freising. Diese dauerte vom 13. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Bereits seit 1962 bestehe das Wappen in seiner heutigen Form. "Die Darstellung des dunkelhäutigen Kronenträgers ist keineswegs rassistisch."
Auch Historiker würden sie als Erkennungszeichen, nicht als Herabwürdigung bewerten. Speer spricht von einer "Identifikation" mit dem Landkreis und seiner Geschichte. Daher lehne er namens des Landkreises eine "Änderung des Wappens ab." Konsequenterweise müssten dann alle Wappen geändert und Geschichtsbücher umgeschrieben werden, die den "Coburger" oder "Freisinger Mohren" führen, "da es sich um eine Identifikation mit der Geschichte einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Landkreises handelt", schreibt Speer.
Wappen von Eching wird beibehalten
Dies würde seiner Ansicht nach dann auch für Unterföhring, Ismaning und das Landkreis-Wappen von Freising gelten. Dort ziert ein "gekrönter schwarzer Mohrenkopf mit rotem Ohrring" das Wappen.
Und in Eching "hat man keine Information", sagt Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) zur AZ, "dass der Mohr einen rassistischen oder diskriminierenden Hintergrund hat. Deshalb wird das Wappen so bleiben."
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