Personalmangel und Corona: Lehrerverband schlägt Alarm

Schon vor der Corona-Krise war der Lehrermangel groß - durch die Pandemie ist die Not noch schlimmer geworden. Der Lehrerverband schlägt nun deutlich Alarm.
Lisa Marie Albrecht
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In Bayern gibt es zu wenige Lehrer - die Corona-Krise hat die Situation noch verschärft. (Symbolbild)
In Bayern gibt es zu wenige Lehrer - die Corona-Krise hat die Situation noch verschärft. (Symbolbild) © Marijan Murat/dpa

München - Heillos unterbesetzte Schulen, überbordende Bürokratie und verzweifelte Lehrkräfte: Mit großer Deutlichkeit hat sich der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) vier Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres für mehr Ehrlichkeit seitens der Politik und einen baldigen Lehrergipfel ausgesprochen. Die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, erklärte, mit einem solchen Gipfel sollten Ergebnisse her, die Lehrkräfte sofort entlasten und Lehrermangel in Zukunft vorbeugen.

Der BLLV widersprach der Aussage von Kultusminister Michael Piazolo (FW), es habe noch nie so viele Lehrer gegeben wie heute. Fleischmann sagte gestern in München erneut, dass Schulen derzeit nur im "Notbetrieb" liefen. Es prallten zwei Krisen aufeinander: Lehrermangel und Pandemie, was Schulleiter und Lehrer vor große Herausforderungen und enorm viele Zusatzaufgaben stelle.

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Kurzfristig forderte Fleischmann: "Der Kultusminister darf die Realität nicht verweigern." Es müsse klar benannt werden, dass in der derzeitigen Situation kein Regelbetrieb aufrecht zu erhalten sei und mehr Unterricht ausfalle.

Langfristig sprach sie sich für wirksame Mechanismen aus, um eine Über- oder Unterversorgung mit Lehrern zu vermeiden, sowie für bessere Arbeitsbedingungen, um mehr Personal zu gewinnen.
Eine Möglichkeit sei hierbei die vom BLLV lange geforderte Bezahlung aller Lehrkräfte nach der Beamtenbesoldung A13 – derzeit sind in Bayern Grund- und Mittelschullehrkräfte davon ausgenommen und verdienen weniger. Zudem forderte Fleischmann Schulkrankenschwestern und eine großzügigere Budgetierung.

Mit der Corona-Krise sei der Lehrermangel, der jahrelang kaschiert wurde, endgültig zutage getreten. Das bestätigt auch Tomi Neckov, Leiter einer Mittelschule in Schweinfurt: "Ich zwinge meine Lehrer zu Überstunden und ich habe keine Lehrkraft mehr in Reserve", schildert er. "Wenn noch weitere ausfallen, weiß ich nicht, wie wir den Unterrichtsbetrieb aufrecht erhalten sollen."

Auch die 800 vom Kultusministerium in Aussicht gestellten "Teamlehrer" sieht der BLLV-Vize kritisch. Dabei handelt es sich um teils fachfremde Personen, die Präsenzunterricht geben, wo Stammlehrer nicht vor Ort sein können. "Wenn ich mich einer OP unterziehe", so Neckov, "hoffe ich auch nicht, von einem ,Team-Arzt‘ behandelt zu werden, sondern von jemandem, der genau das studiert hat."

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  • köterhalsband am 07.10.2020 20:40 Uhr / Bewertung:

    Wie wäre es denn, wenn die vorhandenen Lehrer erstmal 8 Stunden täglich und an wenigstens 200 Tagen im Jahr arbeiten?

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