Penis-Skandal in Kirche: Er malte die Bilder und wird jetzt bedroht
Seine Darstellung der biblischen Todsünde „Wollust“ entzweit Erlangens Katholiken. Jetzt wird der Nürnberger Künstler Bela Farago am Telefon terrorisiert
NÜRNBERG/ERLANGEN Seine freizügige Darstellung der biblischen Todsünde „Wollust“ hat die Gläubigen in Erlangen entzweit und sorgte für einen „Penis-Skandal“ in der Kirche. Jetzt ist der Nürnberger Künstler Bela Farago (51) selbst zur Zielscheibe geworden. „Ich werde telefonisch terrorisiert“, sagte er am Sonntag zur AZ.
Seit zwei Wochen hängen seine Bilder, die die sieben Todsünden zeigen, in der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Erlangen. Das Gemälde „Wollust“ zeigt eine Frau mit gespreizten Schenkeln und zwei Männer mit erigiertem Penis. Seitdem schlagen die Wellen der Empörung hoch. Manche Gläubige sprechen von „Pornographie“.
Pfarrer Wolfgang Döll, der seinen Segen zu der vierwöchigen Ausstellung in seinem Gotteshaus gab, muss sich harscher Kritik stellen: „Manche Äußerung war schon sehr persönlich und ging unter die Gürtellinie.“ Um die heftige Diskussion über Sünde und Moral nicht ganz entgleisen zu lassen, ging die Pfarrei einen Kompromiss ein. Gestern, während des Gottesdienstes, waren die anstößigen Werke erstmals verhüllt.
„Das ist nur Kunst, die zum Nachdenken anregen soll“
Bela Farago, der das Dilemma unterhalb des Erlanger Burgbergs von seinem Nürnberger Atelier aus verfolgt, versteht die ganze Aufregung nicht. „Das ist nur Kunst, die zum Nachdenken anregen soll“, benennt er die Triebfeder, die ihn für die „Sieben Todsünden“ zum Pinsel greifen ließ. Er hält es für gut und richtig, dass die provokanten Bilder auch in einer Kirche gezeigt werden. Farago: „Wenn es hilft, die verkrusteten Strukturen der Kirche aufzubrechen, ist das doch nur gut.“
Gar nicht lustig findet er allerdings, dass er nun zur Zielscheibe anonymen Telefonterrors geworden ist. Bela Farago zur AZ: „Früh um sechs Uhr geht es los. Dann läutet den ganzen Tag nahezu ununterbrochen das Telefon. Wenn ich den Hörer abnehme, herrscht Totenstille. Ich habe inzwischen den Anrufbeantworter eingestellt und gehe gar nicht mehr hin.“
Helmut Reister
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