Pegida-Demo gegen Beschneidung abgesagt

Rechtspopulisten der Pegida-Bewegung möchten vor einer Synagoge in München gegen Beschneidung protestieren - und lösen damit viel Kritik aus. Am Ende kommt es doch anders.
von  dpa
Polizisten stehen bei der Ohel-Jakob-Synagoge. Foto: Lino Mirgeler/dpa/Archivbild
Polizisten stehen bei der Ohel-Jakob-Synagoge. Foto: Lino Mirgeler/dpa/Archivbild © dpa

München (dpa/lby) - Die rechtspopulistische Pegida-Bewegung hat ihre umstrittene Demonstration in der Nähe einer Synagoge in München gegen die Beschneidung von Kindern und Säuglingen abgesagt. Das teilte ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats München der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage am Freitag mit. Pegida München war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Ein von dem Bündnis "München ist bunt" bereits zuvor angekündigter Gegenprotest vor dem jüdischen Gemeindezentrum sollte am Freitag (16.00 Uhr) dennoch stattfinden. "Wir gehen davon aus, dass der große Zuspruch für unseren Protest Grund für die Absage von Pegida ist", sagte eine Sprecherin des Bündisses.

Weit mehr als 1000 Menschen hätten ihre Teilnahme bereits zugesagt. Auch trotz die Absage der Pegida-Demo rechne sie mit mehreren Hundert Teilnehmern. Es solle nun nicht mehr wie zuvor geplant eine Menschenkette um das Gemeindezentrum geben, stattdessen sollen Auszüge aus Texten von Holocaust-Überlebenden verlesen werden.

Die Pegida-Demonstration sollte ursprünglich auf dem Platz vor der Ohel-Jakob-Synagoge stattfinden. Dies wurde von der Stadt unter anderem mit der Sorge um die öffentliche Sicherheit und Ordnung verboten. Deshalb wurde der geplante Veranstaltungsort von den Behörden rund 200 Meter weiter an eine Straßenecke verlegt.

Die zum Thema "Beschneidung von Säuglingen und Kindern verbieten" angemeldete Demonstration hatte umgehend scharfe Kritik hervorgerufen. Im Judentum - wie auch im Islam - ist die Beschneidung von Jungen ein wichtiges Ritual. Nach jüdischer Tradition werden Jungen am 8. Lebenstag beschnitten als Symbol des Bundes, den Gott mit Abraham schloss (Genesis 17,10-27).

Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, zeigte sich erleichtert über die Absage. "Der Gedanke, dass mitten in unserer Stadt in dieser Art und Weise gegen jüdische Menschen und die jüdische Religion gehetzt werden sollte, ist und bleibt unerträglich", sagte sie. Zugleich dankte sie dem Bündnis für die Gegenkundgebung. ""München ist bunt" hat mit seiner umgehenden Ankündigung einer Kundgebung für jüdisches Leben in München ein wichtiges Zeichen gegen Judenhass gesetzt und deutlich gemacht, dass es in unserer Stadt viele laute Stimmen gibt, die sich gegen Extremismus und für ein Miteinander in Toleranz einsetzen."

Der Antisemitismusbeauftragte der Staatsregierung, Ludwig Spaenle (CSU), teilte am Freitag mit: "Eine Synagoge kann und darf kein Ort sein, wo Rechtspopulisten wie Pegida sich versammeln dürfen." Er sei sehr froh, dass die Rechtspopulisten die Veranstaltung abgesagt hätten. Dies sei die Reaktion auf die entschlossene gesellschaftliche Gegenwehr. Spaenle hatte zuvor gefordert, alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen, die Veranstaltung zu verbieten.

Doch die Mittel dafür, seien in einem Rechtsstaat sehr begrenzt. "Wenn sich allerdings Rechtspopulisten wider besseren Wissens und unter Leugnung des Holocaust, also schwerster Verbrechen, die in deutschem Namen an vielen Millionen Menschen jüdischen Glaubens begangen wurden, versammeln wollen, dann sollten diese Versammlungen verboten werden."

Auch von anderen Politikern erhielt die Gegendemo Zuspruch. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) dankte den Organisatoren für ihr Engagement. Dies sei "ein klares Zeichen gegen die geplante Kundgebung, gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit" und ein "großer Erfolg für das gesellschaftliche Engagement unserer Stadtgesellschaft".

Der SPD-Stadtrat Marian Offman teilte mit, er sei stolz auf seine Heimatstadt München und erleichtert. "Ein buntes München hat sich auf ganzer Linie durchgesetzt."

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