Pauli-Auftritt im Bierzelt zensiert
Mit ihrem Auftritt in einem Bierzelt in Neuötting hat Landtags-Kandidatin Gabriele Pauli für einen kleinen Eklat gesorgt. Die Ex-CSU-Rebellin soll gegen das vereinbarte Politikverbot verstoßen haben, wie Bier-Lieferant Reinhard Müller senior behauptet. Pauli sieht das jedoch ganz anders.
NEUÖTTING Gabriele Pauli macht einige CSUler offenbar immer noch nervös: Ihr Auftritt in einem Bierzelt in Neuötting wurde am Montagabend von aufgeregten Parteimitgliedern zensiert.
Die Ex-CSU-Rebellin und jetzige Landtagskandidatin der Freien Wähler war eingeladen, als Talkgast bei der Bartlmä-Dult im Müllerbräu-Zelt ein paar launige Fragen zu beantworten. Streng unpolitisch natürlich, das war die Auflage des Veranstalters. Und so trank Pauli, gewandet im grünen Dirndl, einen Schnaps mit Gstanzlsängern, prostete Bierkönigin Caroline I. zu – und sollte sich von den Volksmusikmoderatoren Theresia Kölbl und Herbert Suttner interviewen lassen.
Suttner aber fragte plötzlich doch nach der Politik und ihren Gründen für die Stoiber-Revolte – und Pauli antwortete: „Es ging mir immer nur um die Sache, nicht um Posten“, sagte sie. Und: „Wenn mehr Politiker so denken würden, ginge es unserer Demokratie besser.“
Dem Bier-Lieferanten Müller und seiner Ehefrau Traudl war das offenbar zuviel, denn plötzlich stürmten beide vor zur Bühne und versuchten, den Auftritt zu beenden. Johann Hausner vom Lokalradio Inn-Salzach-Welle stand ebenfalls vorne an der Bühne und schnitt das Interview mit. „Auf einmal kam der Herr Müller auf mich zugerannt“, erzählt Hausner der AZ. „Er hat mein Mikro weggedrückt und mit beiden Händen zugehalten, damit ich nicht länger aufnehmen kann. Ich bin jetzt schon 20 Jahre beim Radio, aber sowas hab’ ich noch nicht erlebt.“
Gabriele Pauli bekam von dem Aufruhr derweil gar nichts mit: „Ich empfand die Stimmung im Festzelt als sehr harmonisch“, erzählt sie der AZ. „Dass Herr Müller sich geärgert hat, habe ich erst gemerkt, als ich die Bühne wieder verlassen hatte. Da stand er dann plötzlich und hat seinen Unmut geäußert.“ Es sei abgesprochen gewesen, die Veranstaltung politikfrei zu halten, Pauli habe dagegen verstoßen, erboste sich Müller, selbst CSU-Mitglied.
Pauli: „Die erste Frage war politisch gestellt, das heißt, ich konnte gar nicht anders, als auch politisch darauf zu antworten.“ Sie habe sich aber „extra zurückgehalten“, sagt sie. Müller selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Schon vorher hatte der Pauli-Auftritt für Ärger gesorgt. Der örtliche CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer hatte sich bei einer Kundgebung mit CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer erbost: „Die Pauli brauchen wir hier nicht.“
Pauli: „Eigentlich müsste man bei der CSU langsam verstanden haben, dass man Menschen frei reden lassen sollte. Die Bürger können doch selbst entscheiden, was sie für richtig halten.“
Annette Zoch