Passauer Marsch gegen den Bischof

Der Passauer Oberhirte Wilhelm Schraml will einen Priester absetzen, was sich die Gemeinde Ruhstorf an der Rott nicht gefallen lässt: „Wir lassen uns den Mund nicht verbieten!” – Demo am 22. Juli.
PASSAU Mit einem Marsch von der Fußgängerzone zum Domplatz wollen am 22. Juli Katholiken aus dem Rottal gegen die Kirchenpolitik des 77-jährigen Passauer Bischofs Wilhelm Schraml demonstrieren.
„Wir lassen uns trotz Drohungen seitens des Bistums den Mund nicht verbieten”, schreiben die Anführer der Aufständischen aus der Gemeinde Ruhstorf an der Rott. Dort will der Bischof einen straffällig gewordenen Priester absetzen, der schon seit Langem wegen seiner liberalen Anschauungen in Ungnade gefallen ist. Der Geistliche hatte einer leitenden Kirchenangestellten 15 fiktive Mietbelege in Höhe von je 100 bis 2500 Euro fürs Pfarrheim ausgestellt, damit diese nicht genehmigte Ausgaben für die Jugendarbeit decken konnte.
Aber die Pfarrgemeinde kämpft für ihn. Sie hat ihm ein Betrugsdelikt verziehen, weil es nicht aus krimineller Energie geschah – sondern aus Liebe zu einer Frau (AZ berichtete).
Der 52-jährige Pfarrer hat einen hohen Sympathie-Bonus bei allen Generationen. Seit fast 20 Jahren wirkt er im Pfarrverband von Ruhstorf an der Rott und Tettenweis im Landkreis Passau. Dem Priester sei es zuzuschreiben, dass es im Pfarrverband ein „reges christliches Leben” walte. Allein Ruhstorf an der Rott zähle 54 Ministranten, davon könne die Dompfarrei nur träumen.
Das Bistum hat angeblich gedroht, dass für den Pfarrer alles noch schlimmer kommen werde, wenn die Verantwortlichen weitere Aktionen nicht verhindern. Es hat die Fronten nur verhärtet: „Zur ausdrücklichen Kenntnisnahme: Der Pfarrer und andere Mahner konnten keine der bisherigen Aktionen verhindern. Auch diese Demo nicht”, heißt es in dem Aufruf.