Parteitag: So feiert die SPD ihren Spitzenkandiaten

"Ich werde alles geben" - Münchens OB Ude soll die SPD  zur Macht im Freistaat führen. Beim ersten Parteitagsauftritt nach seiner Kür wird er von den Delegierten gefeiert.
dpa |
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OB Christian Ude ist hochmotiviert, die SPD in Bayern an die Spitze zu führen. Seine Partei feiert ihn dafür wie einen Helden.
AP OB Christian Ude ist hochmotiviert, die SPD in Bayern an die Spitze zu führen. Seine Partei feiert ihn dafür wie einen Helden.

Er soll die SPD nach jahrzehntelangem Darben zur Macht im Freistaat führen: der Münchner OB Christian Ude. Beim ersten Parteitagsauftritt nach seiner Kür durch den Landesvorstand wird Ude von den Delegierten gefeiert. Er verspricht: Ich werde alles geben.

Treuchtlingen – Die vielleicht entscheidende Frage muss Christian Ude noch draußen vor der Tür beantworten. Ob er – dem seine Gegner gerne vorwerfen, vom ländlichen Raum keine Ahnung zu haben - denn ohne Schwierigkeiten zum kleinen SPD-Parteitag ins mittelfränkische Treuchtlingen gefunden habe? „Problemlos“, sagt Ude. Er sei sogar eine halbe Stunde früher dagewesen als geplant.

Dann betritt Ude die Stadthalle – und darf in viele hoffnungsfrohe Gesichter blicken. Mit dem Münchner OB als Spitzenkandidat träumen die bayerischen Genossen nun von der Machtübernahme im Freistaat. Mehr noch: Sie sehen erstmals seit Jahrzehnten sogar gute Chancen, die CSU bei der Landtagswahl 2013 vom Regierungsthron zu stoßen. Der Applaus für Ude ist gewaltig – es ist sein erster Parteitagsauftritt nach seiner Kandidaten-Kür durch den Landesvorstand.

Da stört es auch nicht, dass Ude keine Grundsatzrede halten soll. Zur Gleichstellung von Mann und Frau soll er nach dem Willen der Parteitagsregie etwas sagen – also zu einem der Hauptthemen des Treffens. „Ich grüble noch, warum ich ausdrücklich gebeten wurde, nur zur Frauenpolitik zu sprechen“, beginnt Ude. Und fügt scherzhaft hinzu: „Da gibt es ja zwei Interpretationsmöglichkeiten: Entweder traut man mir hier wegweisende Ratschläge zu – das unterstelle ich jetzt mal als richtig. Oder oder man wollte mich verhindern, zu anderen Themen zu sprechen – das würde ich auch verstehen.“

Später vor der Tür erklärt Ude, dass es ja jetzt nicht darum gehe, „ein Feuerwerk abzufackeln“. „Sie werden in den nächsten zwei Jahren zu jedem Thema und zu jedem Regierungsbezirk eine Rede hören“, verspricht er. „Ein zweijähriges Crescendo schwebt mir vor.“

Doch auch in seiner als kurz geplanten Rede zuvor lässt er es sich nicht nehmen, „wenigstens einen Satz“ zur allgemeinen politischen Lage zu sagen. Er lobt die „gemeinsame Kraftanstrengung“, jetzt die Verhältnisse tatsächlich zu ändern. „Ich verspreche, dass ich alles tun werde, was in meiner Kraft steht“, sagt er. „Aber uns allen muss klar sein: Es kann überhaupt nur als Teamleistung gelingen. Und dazu müssen wir jetzt alle die Ärmel aufkrempeln.“ Die Delegierten klatschen begeistert – auch als er an anderer Stelle mahnt: „Jedes Versprechen muss präzise durchdacht sein, weil wir es tatsächlich erfüllen müssen.“ Denn es seien „Versprechen einer künftigen Regierungspartei“.

Dass es da noch einige Hürden gibt, weiß Ude sehr wohl. Vor allem könne noch „kein Mensch“ sagen, wie die Wahl ausgehe. Zudem bräuchte er nach aktuellem Stand der Dinge die Grünen und die Freien Wähler, um an die Macht zu kommen. Hauptproblem dabei ist die umstrittene dritte Startbahn am Münchner Flughafen, die Ude will, die die Grünen und die Freien Wähler aber strikt ablehnen. Bleibt aus heutiger Sicht nur der Ausweg, dass ein Gericht oder das von den Grünen geplante Münchner Bürgerbegehren das Projekt stoppt. Damit kalkuliert auch Ude. Jedenfalls warnt er davor, das Thema „zur Jahrhundertfrage hoch zu stilisieren“. Auf die Freien Wähler geht er inzwischen schon mal zu: Deren Chef Hubert Aiwanger trifft er bald auf dessen Bauernhof.

Das Problem, dass ihn seine Gegner gerne als Münchner Zentralisten titulieren, der mit dem ländlichen Raum nichts anzufangen wisse, will Ude derweil offensiv angehen. Auch seinen kürzlichen Fauxpas, Aschaffenburg in Oberfranken zu verorten, will er möglichst schnell vergessen machen. Und so hat er sich – berichtet er am Rande des Parteitags – jetzt eine große Bayern-Karte bestellt, für einen Raum neben seinem Amtszimmer. „Ich werde mir täglich mehrmals in meinem Rückzugsraum die Topografie Bayerns in Erinnerung rufen“, sagt er.

 

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