Park-Chaos in Gostenhof!
Neue Anwohner-Regelung verursacht Irrfahrten durch den halben Stadtteil – und Geschäftsleute fürchten schon um ihre Kunden. Der Stadtrat will kostenpflichtige Parkzonen rings um die City.
NÜRNBERG Empörte Anwohner, ratlose Geschäftsleute, kilometerlange Umwege, um einen Stellplatz zu finden: Im Herzen Gostenhofs herrscht seit dem 8. Oktober totales Park-Chaos!
Vor der Neu-Regelung gab es kaum Beschwerden
Dass das Tiefbauamt zwischen Oberer Kanal- und Maximilianstraße ganze Straßenzüge zur neuen Anwohnerparkzone „W1“ deklariert hat, ging an vielen Anwohnern vorüber. Erst als die ersten Knöllchen am Scheibenwischer klemmten, dämmerte es: Wer sich bei der Stadt keine Parkgenehmigung (30 Euro pro Jahr) besorgt, wird knallhart aufgeschrieben. Und das, obwohl es in diesem Teil Gostenhofs kaum Beschwerden über die Parksituation gab, wie Bernhard Fischer, Leiter der Verkehrsbehörde, einräumt.
Vor allem die Menschen in der Spenglerstraße und der Austraße sind aufgebracht: Fast die Hälfte aller Stellflächen sind bei ihnen ab sofort für zahlungswillige Anwohner reserviert. Wer von denen keinen Parkplatz mehr findet, muss einen Riesenumweg in Kauf nehmen (siehe Karte). In der benachbarten Knauerstraße nämlich dürfen sie ihre Autos nicht abstellen.
Mehr Verkehr dank dicker Poller
Dort gibt’s zwar seit 2005 auch eine Anwohnerparkzone – aber die heißt „O“. Um wieder in den „W1“-Bereich zu kommen, müssen sich die geplagten Parkplatzsucher durch Knauerstraße, Schreyerstraße, Rothenburgerstraße, Obere Kanalstraße, Rohrmannstraße, Mittlere Kanalstraße, Eberhardshofstraße und Kernstraße quälen, um einen Stellplatz in Wohnungsnähe zu ergattern: Die direkte Durchfahrt von der Spengler- in die Mittlere Kanalstraße ist Feuerwehrdurchfahrt. Dicke Poller versperren seit einigen Monaten den Weg.
„Das ist für die Betroffenen nicht günstig“, erkennt auch Fischer. Die nahe liegende Alternative, die Spenglerstraße – wie ihre Verlängerung Knauerstraße – zur „O“-Zone zu machen, sei aber nicht möglich: „Gemäß Straßenverkehrsordnung dürfen Anwohner-Parkzonen maximal einen Kilometer Länge haben.“ Dass die W1-Strecke bis zur Maximilianstraße weitaus länger ist, nimmt die Stadt aber in Kauf.
Die Situation belastet vor allem die Geschäftsleute: Zum einen, weil sie – wenn ihr Wohnsitz woanders ist – keinen Anwohnerparkschein erhalten, wie Galeristin Christl Hennig aus der Austraße, die nach Absprache mit den Nachbarn vor einer Einfahrt parkt. Zum anderen, weil das Parkverbot für Auswärtige die Kunden vergrault, fürchten Raumausstatter Karl Pressel aus der Austraße und Bernhard Wölfel von der Wäscherei in der Spenglerstraße.
Anwohner-Parken soll es übrigens bald, so will es der Stadtrat, in „allen innenstadtnahen Stadtteilen“ geben, berichtet Fischer. Ob das im Einzelfall völlig sinnlos ist, spielt dabei keine Rolle.
Steffen Windschall
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